29. Juni 2025

Ins Wasser

Ich hatte viel auf dem Plan nach den Preisen, und dann doch plötzlich keine Lust mehr. Stattdessen große Lust, den Sommer anzuschwimmen, nicht dass ich noch so spät draufkomme wie im Vorjahr. Vielleicht endlich einmal den Wienerbergteich antesten, die Idee ist schon 3 1/2 Jahre alt, und sie braucht nicht so viel Anfahrtszeit.

Ich suchte den Badeanzug und fand ihn nach etwas fluchen zwischen den Socken. Gleich angezogen, Sommerkleid drüber. Draußen war es nicht ganz so heiß wie prophezeit, 30 Grad, ein schöner Sommertag. Ich hätte sogar die Straßenbahn genommen, weil ich wollte ja „nur schnell“, aber 7 Minuten warten wollte ich dann auch nicht.

Die Schritte angenehm, auf dem Weg zum Teich runter erstaunlich wenig Leute. Die Liegewiese gut besucht, aber gerade noch nicht überlaufen. Als ich Kleid und Schuhe abwarf, plötzlich Sorge, meine Sachen einfach so liegen zu lassen, ein Gedanke, der mich an der Neuen Donau kaum je beschäftigt hat. Ethnische Vorurteile kann ich ausschließen, denn die Mischung hier ist ganz ähnlich der Mischung dort, was also dann? Vielleicht einfach das Ungewohnte, oder vielleicht vertraue ich nackten Menschen instinktiv mehr als angezogenen, auch wenn das Angezogene nur ein Bikini ist.

Der Unterschied zur neuen Donau ist, dass hier knöchelhohe Hunde frei herumlaufen (anstatt angeleinter kniehoher) und Kinder in T-Shirts und halblangen Hosen baden, wobei das sonnenbedingt wahrscheinlich eh gesünder ist.

Der Teich selbst hat den Nachteil aller kleinen Gewässer: Er ist jetzt schon zu warm. So warm, dass ich zum richtigen Schwimmen gar keine Lust habe, ich muss mir ein bisschen gut zureden, um nicht einfach badewannenhaft gemütlich dahinzutümpeln. Dazu kommt, dass der Einstieg, bedingt durch Niedrigwasser und den tonhältig glitschigen Boden, recht schwierig ist. Ich komme mir alt und ungelenk vor, als ich beim Abstieg beide Hände zu Hilfe nehme, sehe aber später, dass es deutlich jüngere genau so machen.

Mein Plan – schwimmen, in der Sonne trocknen, wieder gehen – hat auch einen Haken, stelle ich fest, denn als ich mitsamt dem Badeanzug trocken bin, ist mir schon wieder viel zu warm für den Aufstieg auf Stadtniveau. Ich gehe also nochmals ins Wasser und werfe dann das Kleid über den nassen Badeanzug, was auf dem Heimweg zu einer verwirrenden Begegnung führt. „Geht es ihnen gut?“ ruft mir eine Frau mit Pudel an der Leine zu, „Ja, warum?“ frage ich. „Weil sie so schwitzen!“ – Ich schaue an mir herunter und sehe, dass der nasse Badeanzug an Bauch und Brüsten große feuchte Flecken ans Kleid abgegeben hat. „Ach so, nein, ich habe nur drunter einen nassen Badeanzug an“, sage ich. „Das ist nicht gut für die Nieren! Gar nicht gut für die Nieren!“ mahnt sie mit großer Ernsthaftigkeit, und ich habe keine Lust, zu diskutieren, dass die Nässe den Nieren wurscht ist, solange es nicht kalt ist, und sage nur freundlich „Schönen Tag noch!“

Die Wiesen, übrigens, wirken schon eher spätsommerlich.

Mittlerweile ist ein angenehmer Wind aufgekommen, und als ich mir an der Tankstelle noch ein Eis hole, ein Magnum Double Cherry übrigens, das die großartige Verbindung zwischen Obst und Schokolade genau so auf den Punkt bringt, wie ich es mir vorgestellt habe, als Pippi Langstrumpf sich ein Himbeerbonbon und ein Stück Schokolade gleichzeitig in den Mund gesteckt hat, bin ich äußerlich schon wieder trocken.

Fazit: Ja, man kann auch mal in den Wienerbergteich hupfen, wenn die Zeit nicht für einen Ausflug zur Neuen Donau reicht, aber so richtig schwimmen ist woanders schöner.

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