Ich und Jazz?

6. März 2003

Ich sitze am Steuer eines Autos und singe Bluenotes zu einer Gitarrenmelodie. Die Straße ist regennass und nicht sonderlich echt; sie wirkt eher nach Playstation.

Der Song endet, der Produzent klatscht in die Hände und ruft “Wunderbar, viel besser als damals!” und auf der Leinwand erscheint ein Video zu einem Früh-Achziger-Happy-Go-Lucky-Popsong, in dem ein Mädchen eine Kunstrasen-Treppe hinunterläuft, die in der Luft hängt. Halbnackte Boys nehmen immer wieder das hintere Stück Treppe und tragen es nach vorn. Ich bin überrascht, dass der Produzent glaubt, ich wäre das Mädchen gewesen – oder war ich es wirklich?

Der Gitarrenspieler ist sehr jung und sehr hübsch, aber leider schon anderweitig vergeben. Eine Einladung zum Zuschauen lehne ich dankend ab. Stattdessen steige ich ins Auto und fahre auf der regennassen Straße Richtung Süden.

Die Sonne will und will nicht rauskommen, und als ich ans Meer komme ist es immer noch kalt. “Haben sie es noch nicht gehört?” fragt der Hotelbesitzer, “das bleibt jetzt so. Sie haben eine Waffe gezündet, gegen die globale Erwärmung, und dabei leider etwas übertrieben.”

Das Hotel ist ein dreistöckiger Altbau, auf den jemand einen vierten Stock mit viel Glas und Stahl draufgesetzt hat, erstaunliche Architektur. Ich gehe eine Runde durch den modernen Außenlaubengang. Es sind andere da, die wie ich nach Sonne und Wärme suchen, aber ich spreche niemanden an. Die Lage ist so schon traurig genug.

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