Web-Teppich? Gruppe 47? Oswald? Ich glaub ich bin noch nicht ganz wach. Die Jury sieht auch nicht ganz wach aus. Nüchtern hat nichtmal den Pyjama ausgezogen. Der neue Schweizer sieht aus, als würd er sonst ein Pferdefuhrwerk kutschern. Ah, es geht los.
Jagoda Marinic: Netzhaut
Der Text ist gar nicht schlecht, obwohl jeder Versuch, den Inhalt zusammenzufassen, abschreckend klingt: Der Tag einer introvertierten, leicht neurotischen Bibliothekarin. Etwas zu quengelig streckenweise (“Warum müssen die zu weißer Haut kurze Hosen tragen?”), aber das gehört wohl dazu. Man folgt gerne. Die Stärkste Passage liegt allerdings am Anfang, ab dem “Starbucks”-Teil verliert der Text seinen “Drive”. Übrigens wieder Mal ein Beispiel, dass in jedem Text weiblicher Autorinnen irgendwo ein Vulgärwort vorkommen muss, aber “Wir vögeln unsere Pinguine noch selbst” ist immerhin witzig.
Bei den Frühlingsrollen Hunger gekriegt. Wir lesen uns nach dem Frühstück.
Die Jury ist schwer auszuhalten. Schublade: “Weltekel”, Urteil: “zu schwach”. Nüchtern sucht den “Mehrwert” – auch das noch. Klingt, als hätte sich nur Ebel (der eingeladen hat) überhaupt mit dem Text beschäftigt. Der Kutscher nervt gewaltig.
Schon vor dem zweiten Text keine rechte Lust mehr. Hm.
Christian Bernhardt: was sie hier haben
Mh? Er steckt Brot in den Toaster, will Wasser kaufen und boxt seine Freundin in den Rücken, dass sie umfällt? Schlamm-Shampoo vom toten Meer? Bauschaum aus dem Baumarkt? Ah, ist das langweilig. Was will er eigentlich? !Das erste rote Blut, dass heuer runtertropft. Danach will er sie küssen. Natürlich muss er nichts wollen, der Text, das wär ja noch schöner. Lustige Terroristen, die über Baumarktparkplätze kreisen. seufz “Die Welt ist kleiner geworden, aber auch unübersichtlicher.” *argh* …und mein Kaffee ist auch schon leer.
Sprachlich versucht er sich an Repetitiv-Figuren, aber auch das nicht recht überzeugend. So, wie der Text an mir vorbeigeht, wird die Jury wohl begeistert sein. In mir verdichtet sich der Verdacht, dass das ein gewalttätiges Ende nehmen wird. Falsch verdächtigt, es ist ein Unfall. Na Hauptsache Blut. Das kommt immer gut, in Klagenfurt.
Die Jury überreascht mich, sie ist kaum dafür. Nur der Kutscher (okok, ich werd ihn ab sofort beim Namen nennen): “Wunderbare Musik der Beliebigkeit” Hört jemand meinen Kopf auf den Schreibtisch schlagen? Nüchtern spricht sich in Rage. Das ist immerhin etwas.
Pause.
Jochen Schmidt: Abschied aus einer Umlaufbahn
Da schau her. Und der Verlag bloggt auch mit. Interessant. Der erste Text dieses Jahr, bei dem mich das Zuhören keine Überwindung kostet. Bin aber nicht ganz sicher, ob das am Text liegt oder an der Uhrzeit.
Dass es hier so ruhig bleibt, liegt daran, dass ich fasziniert war. Bin nicht die einzige mit “Major-Tom”-Assoziation, aber 2001 ist auch drin. Tiefgründig & trotzdem witzig. Fein. (Wahrscheinlich besser zu hören als zu lesen. Mal sehen, wann sie die Videos hergeben).
Und die Jury wird jetzt Mal ignoriert. (Obwohl sie dann noch recht nett existenzphilosophisch wurde.)
Andrea Grill: Freunde
Es ist ja unfair, aber mit dieser Stimme und Diktion kann kein Text überleben. Ich kann gar nicht richtig zuhören. Das ist schade, denn der Text hat recht lichte Momente.
Hehe, die Radisch: “Wir müssen uns hier für kompetent erklären, egal ob es stimmt.” – Je nu. So schlecht, wie sie den Text jetzt reden, war er auch wieder nicht.