Nun ist Google+ ja schon ein paar Wochen alt, und es hat so ziemlich jeder schon so ziemlich alles darüber gesagt, aber mir fällt gerade auf, dass ich noch gar nichts dazu gesagt habe. Und so geht’s dann auch nicht, vor allem weil ich ja geradezu um eine Einladung gebettelt habe, als die noch rar waren. Technisch, philosophisch oder netz-soziologisch haben schon die anderen, ich mach hier einen auf persönlich.
Google Plus ist schick. – Das war das erste, was mir aufgefallen ist, überraschend angesichts der Tatsache, dass Google oft genug mit dem Design auf Kriegsfuss steht (Reader, Buzz). Wunderbare Balance aus Text und Whitespace, übersichtlich, aufgeräumt. Und schau sich erst einmal einer diese Fotoalben an, die machen richtig Spass. (Alte Fotos, weil neue habe ich nicht auf Picasa). Und, apropos Fotos: Das Feature das einem erlaubt, Fotos vom Andoid-Phone automatisch hochzuladen und dann nach Lust und Laune downzuloaden oder freizugeben, ist eigentlich unschlagbar.
Google+ ist böse. Der Zwang zu Klarnamen ist im Grunde eher lächerlich, vor allem weil Google-Sprecher in diversen Foren bereits erklärt haben, es würde reichen, einen “echt klingenden” Namen zu verwenden. Viel Lärm um nichts, möchte man meinen, vor allem, weil Facebook ebenso theoretisch auf den echten Namen besteht und fake-Konten ebenso löscht. Allerdings – wenn Facebook weg ist, dann ist es halt weg. Wenn ein Google-Konto weg ist, tendiert das für stetige Benutzer in Richtung Identitätsverlust. Sowas geht gar nicht.
Google+ ist rund. Die Kreise sind zwar nur eine optisch und mental pfiffige Umsetzung von Tags, aber das Prinzip ist aus Informations-Filter-Sicht schon richtig. Ich seh da allerdings den Haken des Overfiltering, denn wenn ich nur mehr Informationen sehe, die meine Kern-Interessen betreffen, fehlt doch auch irgendwo was. (Das Thema wäre ohnehin eine ganz eigene Betrachtung wert).
Google+ ist langweilig. Vielleicht liegt es ja an “meinen Kreisen” (höhö), aber die Hälfte meiner Timeline bestehen aus Links & Diskussionen zu sozialen Netzwerken, die andere Hälfte aus Photos, Videos, Links & Texten, die ich anderswo längst gesehen habe. (Letzteres Problem könnte man natürlich umgehen, indem man zuerst nach g+ schaut.). Und die restliche Hälfte sind irgendwelche Marketingmenschen, die ich irrtümlich in den Kreis “Mal Schauen” gezogen habe.
Das Social-Google-Universum ist redundant und inkonsistent. Google+, Google Buzz und Google-Reader bedienen die gleiche Klientel mit weitgehend gleichen Inhalten. Das bewirkt, dass viele Leser den gleichen Inhalt drei mal lesen müssen – und dass sich an drei Stellen Diskussionen zu ein und demselben Artikel zwischen den gleichen Leuten bilden können. Ohne Hinweis aufeinander.
Dennoch: Google+ ist sypmpathisch. Die Sympathie beruht nicht nur darauf, dass es gut aussieht; auch inhaltlich hat man viel von den bestehenden Netzwerken gelernt. Dass Trollköpfe und sonstige Spassverderber noch nicht (oder kaum) dort angekommen sind, trägt natürlich zum Vergnügen bei.
Google+ läuft bei mir nebenher. Meine Online-Kommunikation läuft weiterhin primär über Email, Twitter, Facebook und Skype (letzteres erstaunlicherweise wieder zunehmend). Bei den meisten Kontakten natürlich deshalb, weil sie noch nicht bei g+ angekommen sind, bei einigen aber auch aus Gewohnheit. Die Möglichkeiten, die ich in den Kreisen sehe, werde ich so bald nicht wirklich nutzen können – weil die, die davon profitieren würden, sich mit Händen und Füßen gegen “noch ein Login” wehren. Wäre es anders, würde ich Facebook mit Freuden kübeln, Twitter als Wortferienhaus behalten, (die “Diaspora” unter “netter Versuch” ablegen), und mich fortan vorwiegend dem großen PLUS widmen.
Aber Kommunikation findet eben dort statt, wo die Leut’ sind. Und daher ist Facebook noch lange nicht erledigt, auch wenn es dort bisweilen virtuell so müffelt wie seinerzeit real aus den römischen Gemeinschaftsklos über der Cloaca Maxima.
(und übrigens, falls jemand tatsächlich noch nicht drin sein sollte, ich hab hier reichlich Einladungen.)
(für g+, nicht für die Cloaca Maxima)
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