29. Juni 2022

Finale Strahlen und Überland

Mehrfach miterlebt, wie feierlich das Ende der Strahlentherapie von einigen begangen wird, aber um 6:30 morgens ist das irgendwie keine Option. Bedanke mich allseits freundlich für die Betreuung, das muss genügen.

Dann schnell heim und Fotoappparat einpacken, mit der S-Bahn ans andere Ende der Stadt, dort mit dem Auto abgeholt. Mit Bedacht gegen zu viel Hitze angezogen, die dann aber nicht kommt, stattdessen schüttet es auf der Autobahn wie aus Eimern. Wir kommen trotzdem gut an. Spannender Termin, von dem anderswo noch zu lesen sein wird. Meine Kamera lässt sich plötzlich nicht mehr scharfstellen, weder automatisch noch manuell. Zum Glück ist noch eine zweite mit dabei.

Danach Bahnhofsshuttle abgelehnt, um ein Stück zu Fuß zu gehen; diese Stadt weckt auch nicht die besten Erinnerungen. Bin dennoch entschlossen, ihr eine Chance zu geben, aber ich spüre schon früh, dass das nichts wird mit mir und Wels. Als dann auch noch das auf Maps eingezeichnete Wollgeschäft schlicht und einfach nicht existiert, nehme ich den schnellsten Weg zum Bahnhof. Wenn schon keine Wolle, dann doch eine Addition zu meinem anderen Sammel-Hobby, ich kaufe ein Skizzenbuch am Bahnhof. Eine halbe Stunde bis zum Zug, aber als ich mich am Bahnsteig niederlasse, fährt gerade ein anderer Zug ein, der eigentlich schon vor einer Dreiviertelstunde hätte fahren sollen. Er ist nicht zu voll, und ich steige ein, froh über mein ganz und gar zugbindungsfreies Klimaticket. Damit das Buch nicht das gleiche Schicksal erleidet wie die Schublade voller Skizzenbücher zu Hause, beginne ich gleich im Zug damit, es vollzuschreiben. Ich gebe ihm einen Namen und beginne in der Mitte, diese Geschichte, die nicht aufhören will, im Kopf herumzuschwirren, muss nichtlinear erzählt werden, so viel ist mir immerhin klar.

Wien ist eine Saunakammer vor dem Aufguss; die Hitze stört mich nicht, aber die Menschen, auf der Straße, im Bus und überall. Also leichtherziger Verzicht auf vorher imaginierte Eisgenüsse. Das Hexenhöhlchen ist immer noch kühl geblieben, für meine Wahrnehmung zumindest, auf Twitter habe ich gelesen, dass andere 25 Grad schon unerträglich heiß finden.

Müde bin ich nach der ganzen frühen Aufsteherei, auch ansonsten leichte Kommunikationen fühlen sich nach Arbeit an. Auf meinem Höhlenlager noch ein bisschen gestrickt, und da liegt ja auch noch ein anderes Notizbuch, das eigentlich täglich bezeichnet, beschrieben werden sollte, vernachlässigt seit Wochen, aber heute bin ich gerade in Schwung.

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