Es ist Zeit!

26. November 2021

Als ich morgens aufwache, draußen ist es noch dunkel, frage ich Google nach der Uhrzeit, aber der Depp schaltet stattdessen das Radio ein. „Es ist Zeit!“ schreit mich jemand an. Es ist halb sieben, und ich erfahre nicht, wofür es Zeit ist, denn ich finde rechtzeitig den Ausschaltknopf. Dann kuschele ich mich wieder ein und schlafe noch eine Runde, habe diesen Freitag schon vorab zum Sonntag erklärt, wie ich das gerne mache nach einem Projektabschluss.

Gegen halb zehn ist es auch nicht viel heller, und es schüttet draußen. Während ich mit meinem Kaffee in das düstere Wetter vor dem Fenster hinausgrummle, geht der Regen langsam in Schnee über. Ich informiere mich oberflächlich über das Weltgeschehen und über die neue Virusvariante, zum vertiefenden Lesen fehlt mir gerade die Geduld. Zu allem anderen eigentlich auch, stelle ich fest, als ich versuche, die Küche zu putzen.

Das Wetter und die leichte Verkühlung, die mich schnupfig und halskratzig macht, lassen mich an meinem Wanderplan zweifeln, aber gerade in solchen Zeiten ist Bewegung ja besonders wichtig. Also ab in die Schuhe und auf Richtung Wienerberg. Der beginnt sich als neues Default-Spaziergangsgebiet abzuzeichnen, zu entdecken gibt es reichlich.

Die Straßen sind weiß und teils kräftig rutschig, und ich denke seufzend an einen Straßenritter, der mit Sommerreifen durch den Winter fährt. Meine Füße, derweil, sind nicht optimal warm. Ich überlege, doch wieder Tiefstwinter-Stiefel anzuschaffen. Aber die würden ja doch nur wieder ungefähr 360 Tage im Jahr sinnlos herumstehen.

Graphisch interessante Motive zeichnen sich ab, aber das macht mich auch nicht zur Winterfreundin.

Oben am Berg stelle ich fest, dass der Stadtwanderweg (den ich schon lange mal ganz begehen will) heute keine Option ist, und frage mich, ob die Botschaft am Zaun der geographischen Lage oder der Situation an sich gilt.

Dass das nicht mein Wetter ist, zeigt der Selfie recht deutlich. Mich g’freut aber auch einiges andere nicht. Mit dem Lockdown komme ich klar, mit der Dummheit mancher Zeitgenoss*innen tu ich mir schwerer.

Auch mit mir selbst bin ich unzufrieden, Mehr (künstlerischer) Output, weniger Grübeln wäre erwünscht. Ich kämpf mich von Auftrag zu Auftrag, und in der zeitungsfreien Zeit warten all die anderen Dinge, die sich über’s Jahr gestapelt haben, wie soll ich da jemals wieder was G’scheites zustandebringen?

Das Gehen bringt meist gute Ideen, die dann aber erst wieder nicht umgesetzt werden. Heute bringt das Gehen zudem nasse Füße, nicht weil die Schuhe nicht dicht wären, sondern weil ich beim Versuch, meinen verrutschten Socken wieder gscheit anzuziehen, patschert in den Schnee tapse. Deshalb etwas früher als geplant wieder Richtung nach Hause, 11000 Schritte sind es dann doch.

Auf den letzten Metern dann noch eine Krähenkonferenz. Die beschweren sich sicher auch übers Wetter.

Zu Hause noch ein bisschen rumgeräumt, ein paar Kommunikationen. Statt der geplanten Suppe wird es eine Tiefkühlpizza, die Suppe wird morgen auch noch schmecken. Jetzt noch eine Runde stricken mit Hörbuch, morgen muss ich mich eh schon wieder um das eine oder andere kümmern.

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