Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie es war, als ich begann, „dieses Internet“ zu benutzen und zu verstehen. Das ist jetzt gute 30 Jahre her, und ein bisschen bedauere ich die Nachgeborenen, für die die große weite Netzwelt von Anfang an selbstverständlich ist. Sie haben das Staunen und die Faszination verpasst, die für uns davon ausging. Das Experimentieren und die Freude mit jeder frischen Entdeckung. Die vielen Türen, die da mit einem Schlag aufgingen, zu neuen Wissenswelten und zu neuen Kunstrichtungen. Die Möglichkeit, eine Nachricht in Augenblicken rund um die Erde zu schicken. Spannende Menschen zu finden, denen man im Real life nie begegnet wäre. Es war, davon war ich überzeugt, nicht nur der Wendepunkt zur Demokratisierung von Information und Wissenschaft, sondern auch die Chance, dem Turbokapitalismus etwas entgegenzusetzen. Eine wahrhaft schöne, vollkommen neue Welt.
30 Jahre später: Das.
Natürlich habe ich die letzten 30 Jahre nicht unter einem schlecht vernetzten Stein verbracht und die Entwicklung vom Turbokapitalismus zum Hyperkapitalismus hautnah miterlebt, ebenso wie den Weg von der Freiheit der Information zur Freiheit der Desinformation. Und ebenso natürlich ist nichts Verwerfliches daran, sich zuweilen in Katzenvideos zu verlieren, und ja, das Elvis-Hendl-Video ist ja irgendwie auch ganz… lustig.
Dennoch erschien mir dieses Video heute, als es in meinen Messenger flatterte, wie das Ende einer Vision. Ein blitzartiger Moment der Nüchternheit nach einem auf- und abschwellenden Netz-Rausch. Ein Augenblick von „Was zum Teufel ist mit unser aller Wünschen, Hoffnungen und Erwartungen passiert?“.
Wahrscheinlich werde ich nur alt und wunderlich. „Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen.“