Morgens nach dem Duschen an der Türschnalle ein Loch in die vorletzte Bluse gerissen, die noch ansehnlich zu meinem derzeitigen Umfang passt. Das lässt etwas Hektik aufkommen, der heutige und die nächsten zwei Tage sind nämlich mit Auswärtsterminen und daher Blusenbedarf durchsetzt. Also ab in die nächstgelegene Einkaufsstraße, was ich samstags sonst nach Kräften vermeide. Es ist aber tatsächlich recht nett dort, der Bauernmarkt würde locken, doch der Zeitplan ist dicht.
Wie schon im Sommer und im Frühjahr fällt es mir schwer, Oberteile zu finden, die ich tragen will, es ist fast alles beige und fuchsia-rosarot. Allerdings, stelle ich fest, wächst in den Regalen auch ein schönes lebendiges Waldgrün nach, das mir durchaus in den Kram passen würde, doch die Farbe gibt es derweil nur in winterlich warm. Nach einer Runde durch die üblichen Geschäfte immerhin zwei Stücke ergattert, einmal in reinweiß (wo ich schon mitdenke: Kann man bei Flecken ja umfärben) und einmal in dunkelgrün. Bei letzterem werden die ungut pompösen goldenen Knöpfe auszutauschen sein, das ist machbar (oder ich werde bei jedem Mal anziehen denken: Mensch, ich wollte ja die ungut pompösen goldenen Knöpfe austauschen! – das ist die wahrscheinlichere Variante).
Danach auf zur Samstagsarbeit, eine Runde fotografieren und plaudern bei einem kleinen Branchentreffen. Der Chefkollege klaubt mich hinter dem Bahnhof auf, und als wir am Zielort ankommen, blinzeln wir in die Sonne. So ein Traumwetter. „Man könnte glatt noch einmal schwimmen gehen“, sage ich. „Oder schwammerlsuchen“, sagt er. „Oder beides“, sage ich. Dann seufzen wir, werfen einen letzten Blick in den strahlendblauen Himmel, und machen uns an die Arbeit. Die eh recht angenehm ist. Aber halt drinnen statt draußen.
Danach noch Einkaufsbedarf und unerwartetes Staugeschehen auf der Stadtautobahn. Heimgekehrt werfe ich die Abendarbeitspläne über Bord, es ist trotz allem Samstag. Ein bisschen lesen, online und offline. Ein bisschen Strickzeugstreicheln. Morgen ist ja auch noch ein Arbeitssonntag.
Das Bier des Tages
Das Brewdog Wingman Session IPA steigt hefig und zitronig in die Nase. Auf der Zunge schaumhefig, die kräftige Zitrusnoten erhalten Gesellschaft von anderen Früchten, erst dahinter zeigt sich Hopfenbitter, gleich wieder abgefedert von etwas zu flachem Malz. Im Weiterkosten schleichen sich zunehmend Radler-Anklänge ein. Durchaus erfrischend und gefällig, aber halt ein bisschen zu gefällig. Etwas kräftigere Kohlensäure würde dem Stil auch gut tun.
Zu trinken am ersten warmen Frühlingstag, wenn man nichts rechtes mit sich anzufangen weiß, am Rande einer Fußgängerzone.