Der Sufi will unbedingt public viewen, dabei bin ich doch noch gar nicht recht bereit dazu. Ist doch erst der zweite Tag… nawassolls. Schaun wa uns halt an, was aus dem Flex geworden ist.
Unterwegs verzettel ich mich ein bisschen, nett ist es in der Kunstzone Karlsplatz, erreiche den Donaukanal erst mit dem Beginn der österreichischen Nationalhymne. Was soll ich sagen? Das ganze halbe Zelt sang mit (ich dann später, aber nur aus Trotz und weil ich halt den Text seit damals kann, bei der deutschen). Viele waren rotweissrot bemalt, der Einzelgänger im Kroatien-Trikot konnte einem ein bisschen leid tun. Vorerst. Noch. Ab der vierten Minute dann nicht mehr so sehr. Aber trotz Niederlage, unsere Jungs sind besser als befürchtet. Streckenweise spielen sie sogar richtig Fussball. Ich hatte mir das viel schlimmer vorgestellt.
Sage ich auch dem Vollproll, der mir nachher erzählen will, dass der Hickersberger verprügelt gehört. Er hört mir aber eh nicht zu (möglicherweise besser für mich).
Noch ein Spiel hier? Sehen könnte man ja zu Hause besser. Aber der Sound ist gut. Und zum schauen gibt es auch so jede Menge. Hüte und Licht-Tröten und kreative Bemalungen. Und das Bier ist Wieselburger, nicht, so ein lätschertes, naja, “Fanbier”. Und die Stimmung. Und außerdem, naja, wir sind ja schon da.
Beim zweiten Spiel dann ein etwas ausgeglicheneres Fan-Verhältnis. “Die Deutschen” waren aber nicht nur am Spielfeld, sondern auch im Flex (stimmlich) deutlich stärker. Der Sufi flüchtet Müdigkeitsbedingt in der Pause, und das erweist sich als guter move. Während das Spiel spannend bleibt, geht den Fans mit Regenbeginn (ca 60. Minute) etwas die Luft aus. Das Zelt ist nicht dicht, die Hallen-Leinwand hat Empfangsprobleme, und die 11 Bildschirme an der Bar laufen ohne Ton. Hm. Schönes zweites Tor trotzdem, und dann isses aus. “Scheißtag”, fasst einer an der Theke es zusammen, “Erst verlieren wir, und dann gewinnen auch noch die Deutschen!”. Am Häusl noch, etwas sinnierender, ein Gör im Polen-Trikot: “Die Kroaten und die Deutschen haben gewonnen, die Österreicher haben die Party, aber was haben wir?” – “Na immerhin einen Formel1-Sieg”, hätte ich sagen können, wusste ich aber zu der Zeit noch nicht. Aber unterm Strich hat ja doch jeder etwas bekommen.
In der U-Bahn dann noch ein Trupp Kroaten, einer davon mit Gitarre, und alle singen sie kroatische Lieder. Dann tuscheln sie ein bisschen, blinzeln zu einem traurigen Trüppchen mit großen Österreich-Hüten, einer ruft: “He Kollega, wird schon wieder gut!” – und dann singen sie “Immer wieder Österreich”, in ihren Kroaten-Leiberln, und der Rest der U-Bahn freut sich mit.