Dass ich meine Schritte in letzter Zeit eher als Pflicht denn als Vergnügen absolviert habe, gilt es zu ändern, habe ich beschlossen. Der Tag ist regnerisch grau, aber dafür nicht so heiß. Ideal, um wieder einmal Wassertropfen auf Blümchen zu fotografieren, denke ich.
Aber der Regen hört bald auf, und ich muss die Kamera in andere Richtungen halten. Der Weg Richtung Meidling überrascht mich mit Anblicken, die mir bisher entgangen sind, da ich üblicherweise die Parallelgasse nehme. Na, dafür gibt es heute eine Runde Drogen.
Ich nutze den Bahnhof Meidling, um ein Mineralwasser zu holen, und biege dann links ab, Richtung Wienerberg. Die Gegend kenne ich zwar, mit etwas gutem Willen lässt sich aber auch hier neues finden. Für klassische Street Photography bin ich immer noch zu feig, aber das zeigt schon Ansätze.
Es ist sehr gemeindebaulastig hier, und ich muss an den Deppen denken, der kürzlich in einem Forum die Gemeindebauten als „Assi-Ghettos, in denen sich der Dreck stapelt“ bezeichnet hat. So ist es nicht. Ganz und gar nicht.
Wenngleich, das muss man schon zugeben, nicht alle Gemeindebauten mit solch wunderbar weitläufig grünen Innenhofanlagen gesegnet sind wie diese hier. Und mit so entzückenden Gänsemädchen.
Man muss schon recht genau hinschauen, um die kaputten Details in der Gegend zu finden.
Oben am Berg quere ich die Triesterstraße und werfe einen Blick in den park beim Wasserturm, wo ja auch im August noch wochenends Kulturprogramm läuft. Unter den dunklen Wolken ist es sehr leer, nur zwei Bühnensecurities unterhalten sich aus den Liegestühlen über Alltägliches. Da schau ich mir doch einmal die Freiluftfitnessgeräte an. Nach einer Runde stelle ich fest: Das macht irgendwie Spass, und ist nicht weit von zu Hause. Da kann man doch öfter mal hinschauen. Vielleicht.
Was in der Gegend nach wie vor fehlt, ist ein Café für den Belohnungscappuccino. Ich hätte mich heute sogar mit dem Gastgarten der Tankstelle zufriedengegeben, aber die Schlange vor der Kassa ist so lang, dass ich mich nicht einmal für die gestern beim Einkaufen vergessene Butter anstellen will. Vielleicht auch besser so, den kaum fünf Minuten nach der Heimkehr sieht es draußen so aus: