Die “Tage der deutschsprachigen Literatur” haben stattgefunden

1. Juli 2008

Mehrfach on- und offline gerügt, weil ich meine Tradition des Bachmann-Livebloggens in diesem Jahr nicht fortgesetzt habe – “was, wenn jemand nur dein Weblog liest, und deshalb den ganzen Event versäumt?” fiel dabei als ziemlich absurder Satz. Nun. Erstens gibt es, hoffentlich, niemand, der mein Weblog als einzige Nachrichtenquelle betrachtet, und sollte es doch jemand geben, ist der oder diejenige selber schuld. Und zweitens hat jemand, der den diesjährigen Bachmann-Preis versäumt hat (aus welchen Gründen auch immer), wirklich nicht viel versäumt.

Wirklich.

Ich bin ja eine, die diesen Event – als einzigen deutschsprachigen “Literatur-live-im-Fernsehen”-Preis – seit vielen Jahren zu schätzen weiß, gegen alle mögliche Kritik verteidigt, die Termine und Urlaubs-Möglichkeiten absagt, um nur ja keinen Text zu versäumen, und die auch in schlechten Jahren nur seufzend die Schultern zuckt und sagt “Naja, so ist halt Klagenfurt”.

Aber 2008 war traurig.

Traurig auf Textebene, weil selbst das ansonsten schon in sich vernichtende Urteil “handwerklich erstklassig” längst nicht auf alle Texte zutraf. Weil nur 3 Texte dabei waren, die ich sprachlich und inhaltlich gerne gehört habe (und davon einer bei weitem kein Klagenfurt-Niveau hatte, bei dem habe ich mich aber, wie der Sufi gern zitiert, “köstlich unter meinem Niveau unterhalten”.). Weil nur 2 Texte dabei waren, die zumindest auf sprachlicher Ebene ein Aufhorchen bewirkten (beide übrigens aus völlig nichtigen Gründen ins Out geredet).

Traurig auf Juryebene, weil kuschelige Einigkeit der Juroren jede spannende Auseinandersetzung mit den Texten verhindert hat – und gegenseitig gemeinsames Hochjubeln unter Außerachtlassen der Wettbewerbstexte zwar streckenweise amüsant, aber ganz bestimmt nicht der Sinn der Sache ist.

Traurig auf der Präsentationsebene – wo bisher klar war, dass zwar das Fernsehen irgendwann aussteigt, die Diskussion aber weitergeht, solange es etwas zu diskutieren gibt (was man manchmal nach TV-Ausstieg im Livestream verfolgen konnte), führte der mir ansonsten durchaus sympathische Dieter Moor ein strenges Moderatoren-Regime, bei dem der Grundton irgendwo zwischen Kasernenhof und Seniorenclub lag. Andererseits gab es ja auch nicht wahnsinnig viel zu diskutieren.

Der Siegertext hat diesen Wettbewerb durchaus verdient gewonnen, da kann man gar nichts sagen. Man kann ja ohnehin nicht viel sagen, weil “schau ich mir nicht mehr an” würd ich mir nicht Mal selber glauben. Wer in den letzten Jahren Freude an meinen Empfehlungen hatte, mag vielleicht noch einen Blick auf Angelika Reitzer und Pedro Lenz werfen. Der Rest, inklusive sonstiger Preisträger, ruht gut unter einem Mangel des Schweigens.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Voriger Beitrag

Halle sechs – eins

Nächster Beitrag

Schnee, Salami und Jazz

Gehe zuNach oben