Bild: Nasa

Die Sterne stehen gut

1. April 2022

Noch ein Arzttermin steht an, bevor es ernst wird, internistische OP-Freigabe. Man hat mir gesagt, ich solle mich auf eine längere Wartezeit einstellen; die Ordination, wo ich zuerst hingewollt hätte, ist wegen Covid geschlossen, man hat mich aber umverteilt, ohne dass ich selbst nach Alternativen suchen musste, dafür war ich dankbar. Die morgendliche Stadt ist wieder grau und winterlich, grausig kalt. In der Ordination wird am Eingang nicht nur der G-Status abgefragt, sondern auch fiebergemessen, bevor man mit der Anweisung „Hände desinfizieren!“ in den Warteraum geschickt wird. Ich folge brav.

Selber habe ich zu Hause einen Antigentest gemacht; wegen eines späteren Risikopersonentreffens, meine zeitliche (Des)Organisation ließ den eigentlich geplanten PCR-Test nicht rechtzeitig zu. Klar negativ, wie sollte es auch anders sein, ich seh zurzeit eh niemanden ohne Maske. Andererseits: wer weiß schon, wie dicht die Masken sind, wenn man immer wieder mit zig anderen in einem Raum aufs drankommen wartet.

Die Wartezeit ließ mich die Kunst an den Wartezimmerwänden eingehend betrachten; auf den Bildern wartende Personen auf schlichten Bänken, im Stil ziemlich genau in der Mitte zwischen naiv und expressionistisch. Das sah interessanter aus, als es klingt, und die Idee, als Wartende auf Wartende zu schauen, fand ich recht gelungen.

Schließlich wurde ich zur Assistentin vorgelassen, Anamnese, EKG, das übliche, und als sie mir Elektroden abnahm, sagte sie: „Die Sterne stehen günstig!“ – Ich nahm das als Vorab-Auswertung meiner Daten, bis sie hinzufügte: „Die Konstellation am Montag ist wirklich gut für Operationen.“ – Ich war recht verblüfft und antwortete irgendetwas Unverbindliches; schwenkte dann gleich auf das ebenfalls gelungene Kunstwerk an der Wand, abstrakt, starkrot, wer immer hier eingerichtet hat, hat ein gutes Auge für Kunst.

Danach nochmals ziemlich lange warten, und dann zur Ärztin, die auch keinen Hinderungsgrund für die OP fand, zum weiteren Glück aber auch keinerlei astrologischen Prophezeiungen vornahm.

Mit dem letzten benötigten Zettel wieder raus in die kalte, graue Stadt, ziemlich entnervt, vom Warten und von den Mitwartenden, vor allem von einem halbverwirrten Pensionisten, der der souveränen Lady am Empfang brüllend mitteilte, er würde keine Anweisungen von Kopftuchträgerinnen entgegennehmen. Gerne hätte ich ihn gefragt, gegen welchen Pfosten er gelaufen ist, aber die Lady hatte die Situation perfekt deeskalierend im Griff, und ich hätte es wohl nur schlimmer gemacht.

Ein Teil des Grants kommt auch vom Hunger, das Frühstück hatte ich ausgelassen, eine Leberkässemmel vom Schreiber repariert zumindest das.

Nach etwas Arbeit nochmals losgezogen. Ein Nachthemd fehlt mir noch für den prognostizierten Aufenthalt von „längstens 7 Tagen“. Ich entscheide mich für gelbe Sterne auf blauem Grund.

Dann ist es Zeit für einen Freundschaftsbesuch, der angedachte Cappuccino in der Sonne muss wegen der Wetterkapriolen entfallen. Angenehm geplaudert.

Hatte abends noch etwas Arbeit vor, bin aber müde und zerfleddert. Im Fernsehen läuft Red, und es ist so schade, dass Bruce Willis keine Filme mehr machen wird.

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