Ich feiere Midsommar1 unter einem gelben Sonnenschirm mit einem köstlichen Cappuccino, mehr Zeit bleibt nicht an diesem Wochenende. Auch wenn andere Aussichten am Wegesrand durchaus verlockend wären.

Neben dem zutiefst wienerischen Begründungs-Stoßseufzer imaginiert mein Geschichtenschreiberhirn sofort den Kellner, der vor dem Öffnen des Lokals die Nachrichten gehört hat und kopfschüttelnd feststellt: Nein, Prosecco reicht da nicht mehr.
Dabei ist es ein schöner Tag, zumindest wettertechnisch betrachtet, warm in der Sonne, im Schatten eine kühle Brise, so soll Sommer. Ich bin dankbar für die Erledigung, die mich in einer recht exakten 10.000-Schritte Runde zum lange nicht besuchten Naschmarkt bringt, auch wenn ich mich an dessen Touristisierung noch nicht richtig gewöhnt habe.
Die vage Idee, mich nach einem neuen Leinenkleid umzusehen, bleibt unerfüllt – weit und breit nur Hässlichkeiten, großteils aus Voll-Synthetik, und selbst das mickrig kurze Spaghettiträger-Top mit Großmutter-Muster kostet 65 Euro. Über den halben Kilo heimischer Erdbeeren um 6 Euro beschwere ich mich hingegen nicht, sondern greife einfach zu, es sind die ersten Erdbeeren im Jahr, die optisch wie olfaktorisch „richtig“ wirken2. Dazu die besten Falafel der Stadt und Chili-Hummus. Am Ort der geplanten Erledigung dann noch ein Kilo perfekt reifer Marillen um wohlfeile 2,90, die mich den Erdbeerpreis dann doch wieder überdenken lassen. Aber schmecken werden sie so oder so, die Marillen wie die Erdbeeren. So kommt der Sommer ins Frühstücksjoghurt.
Auf dem Weg zur Freundeswohnung über den Flohmarkt spaziert, er wirkt noch sauberer und abgeschleckter als eh früher schon, da lockt auch kein Schnäppchen. Danach, ohne Kühlgut im Rucksack, gönne ich mir am letzten Wegstück den obengenannten Cappuccino, den besten seit längerer Zeit übrigens, das Café dazu ist eher unscheinbar.
So, jetzt aber an die Arbeit!
- Das deutsche Wort Mittsommer ist einfach zu hart für das Gefühl ↩︎
- Obwohl ich sonst beim Essen nachsichtiger bin als mein Umfeld, gibt es für mich 2 Dinge, die perfekt auf den Punkt sein müssen: Pfirsiche und Erdbeeren. Ein harter Pfirsich oder eine letscherte Erdbeere (oder umgekehrt) können mir den ganzen Tag verderben. Die Pfirsiche waren heute noch nicht so weit. ↩︎