30. Juli 2019

Chillen als wär es 1997

…nun, abgesehen davon, dass wir es damals noch nicht chillen genannt haben. Rumhängen vielleicht? Hatte es überhaupt einen Namen?

Die Sommer-Todo-List profitiert jedenfalls vom halbwegs unentschlossenen Wetter, und einer der Punkte ist, endlich einmal die alten Negative zu digitalisieren. Und diesmal wirklich alle. Weil, bisherige Ansätze näherten sich der Lösung eher situationsbezogen – da bräuchte man mal was digital von dem einen Konzert, dort möchte man jemandem eine Freude machen. Da macht man es hochauflösend, dort grad mal netzverschickbar. Und dann, wenn man sich dem ganzen wieder nähern will, fragt man sich bei jedem Streifen, hab ich den jetzt schon irgendwo…? Und wenn ja, wie gut?

Aus. Jetzt alle, ein für allemal. Konsolidieren folgt anschließend.

Praktisch ist, dass der Scanner nicht der schnellste ist. Da kann man nebenbei noch aufräumen, zum Beispiel. Oder telefonieren. Oder halt einen Weblogeintrag schreiben.

Unpraktisch ist, dass man Scannerbett und Negative gar nie so gut sauberpinseln kann, dass nicht doch noch reichlich Staubflankerln wegzuradieren wären. Nach ungefähr fünf unbefriedigenden automatisierten Lösungen zur Erkenntnis gekommen: Da bleibt wohl nur die gute alte Handarbeit. Seltsam eigentlich, wenn man bedenkt, was Bildsoftware sonst schon alles kann.

Erstaunlich ist, was ich – die Chronistin! – alles vergessen habe. OK, Meistens erinnere ich mich an die Ereignisse, aber nicht, dass ich Fotos davon gemacht habe. Manchmal aber bleiben mir Ort und Zeit komplett im Dunkeln, oder besser im Rotschimmernden. Sonnenuntergänge waren offenbar schon immer meine Leidenschaft, und in den Zeiten, als Fotografieren noch Geld kostete, fehlen dann links und rechts davon die Bilder, anhand derer man sagen kann: Ah, das war ja damals und dort!

Und was gar nicht hilft, ist, dass ich seit jeher Filme einsammle, die jemand wegwerfen wollte. Chronistin, wie gesagt. Flohmarkt und Freundeskreis tragen zu der Unzahl an Negativen bei, die insgesamt ein ganzes großes Billa-Papiersackerl füllen. Eins von den alten, gelben.

Egal, jetzt wird gescannt. Alles. Aussortieren kann man nachher immer noch. Derweil geht alles in Ordner mit Jahreszahl, oder eben „Undatiert“ (für bekannte ohne Datum) oder „Mystery“ (für unbekannte).

Das Vergnügen dabei ist, diese kleinen Schätze zu finden. Freundschaftsbilder (die ich hier mangels nicht erfragten Consents nicht poste), kleine und nicht so kleine photographische Experimente, und nicht zuletzt meine eigenen seltsamen Erscheinungsformen, von denen ich manchmal gar nicht erinnerte, dass die auch so festgehalten worden sind (links). Dass ich von vielen Reisen und Ereignissen deutlich mehr mitgenommen habe, als die bisherigen digitalen Aufzeichnungen hergeben, war mir auch gar nicht mehr so bewusst. Und das begeistert natürlich die Chronistin: Das Schließen bislang undokumentierter Lücken im Lebenslauf beglückt mich, wie unbedeutend auch immer das für den Rest der Welt auch sein mag.

Und dann natürlich ist es immer wieder auch ein bisschen traurig. Die Freunde, die nicht mehr unter uns sind. Die Plätze, die heute so nicht mehr existieren. Menschen will ich nicht so einfach posten, das mit den Plätzen gehe ich (vielleicht) irgendwann strukturierter an, daher i.V. für alles, was fehlt: Smokie, das kuscheligste aller Katzentiere.

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