Wien – Tulln – Großwetzdorf – Rohrbach – Guntersdorf – Rohrbach
Über die bekannte und wenig interessante A22 und anschließend die B304, die ja auf dieser Strecke auch schon Autobahn ist, geht es zunächst nach Tulln. Bei besserem Wetter wäre das Ziel Aspersdorf gewesen, angesichts von Schnee und starken Windböen entscheiden wir uns aber, den Ausflug mit der Campa ‘03 zu beginnen. Um etliche Ideen zur Bulliausgestaltung, ein paar andere Träume und eine nette Begegnung reicher, geht es anschließend zum zweiten Mal über die Donaubrücke – diesmal nordwärts.
Ein Etikett, das irgendwie in des Sufis Tasche gelandet ist, weist uns den Weg in einen Keller nach Großwetzdorf. Unterwegs ist es kalt und regnerisch und es beginnt zu dämmern. Wie ähnlich sich die Orte hier sehen, stelle ich fest, und der Sufi widerspricht nur ein bisschen. Dann sind wir da, und im zwar ungeheizten aber ansonsten recht gemütlichen Keller gibt es Veltliner von gut bis erstklassig, Riesling und Blauburgunder und einen höchst erstaunlichen Zweigelt. Die Unterhaltung kreist um Weinanbau, damals und heute, und gipfelt darin, dass der höchst kultivierte Rebenkultivator mit dem Sohn eines anderen Weinbauern die Schule besucht hat, bei dessen Vater einstmals des Sufis Vater Wein zu kaufen pflegte. So klein ist die Weinwelt.
Danach wechseln bunte Scheine den Besitzer, der Bulli schluckt einige Kartons mit gläsern-flüssigem Inhalt, und wir sind um ein paar Abendgestaltungstipps reicher. Daher führt der nächste Weg läppische 5km weiter nach Rohrbach, wo wir uns ein Quartier sichern, und dann durch den aufkommenden Schneesturm in Richtung Guntersdorf, wo uns das “Gasthaus an der Kreuzung” zum delektierlichen Abendmahl empfohlen wurde.
Der Gasthof ist deutlich größer als erwartet, die Qualität läßt allerdings nichts zu wünschen übrig. Der arme Sufi muss sich an Soda halten, um die Promillegrenze nicht doch noch zu überschreiten, ich dagegen wähle zu den Camembertgefüllten Schweinsmedaillons einen Merlot der klassischen Sorte. Beides schmeckt ganz ausgezeichnet.
Windböengeschüttelt und schneegestöbergebremst, aber bester Dinge, ziehen wir dann über Land zurück in unser Quartier. Unterwegs zwischen den Schneeschauern eine sehr schmale Mondsichel und ein Rudel verwirrter Rehe, nah genug für eine Vollbremsung. In Rohrbach erwartet uns nicht nur der angekündigte Willkommenstrunk aus dem Weinkeller, sondern auch eine hochmoderne Satellitenanlage und ein wunderbar weiches Bett.
Der Abend klingt aus: Noch ein Schluck Rotwein zu den MTV-Klängen von Wolfsheims “Kein zurück” und den Fernwehbildern der NDR-Weltenbummler-Nacht. Wegen der eigentlich unerwarteten Auswärts-Übernachtung bleibt mir nur mein Teebaum-Shampoo zum Zähneputzen – der Sufi zieht ein scharfes Zuckerl vor.