Blue Monday

18. Januar 2021

Heute sei der deprimierendste Tag des Jahres, informiert mich das Falter-Maily gleich in der Früh. Der dritte Montag im Jänner gilt als Tiefpunkt der kollektiven Stimmung. Die Wikipedia meint aber, dass dahinter kein Forschungsergebnis, sondern nur die Werbekampagne eines Reisebüros steckt.

Wegen Kalenderwirrungen eine Stunde zu früh zu einem Termin aufgebrochen, drehe zeitüberbrückend ein Runde um den Zielbezirk, 12000 Schritte, da darf die Yogamatte noch einmal warten. Wundere mich schon wieder über die vielen Vogelstimmen im Jänner, auch vor meinem Fenster ruft eine Meise schon seit dem Jahreswechsel lautstark nach Gesellschaft. Früher war weniger Gezwitscher im Winter, will mir scheinen.

Auf einer Baustelle donnert irgendetwas mit einem bassigen Sound zu Boden, den ich im ganzen Körper spüre, und mir fällt ein alter Grazer Lyriker ein. Wüßte ich seinen Namen noch, ich würde ihn googlen, aber ich weiß nur noch, wie er auf unbeholfene Altherren-Art mit mir damals 20-jähriger zu flirten versuchte. Rock und Blues seien die Wurzel allen Übels, meinte er, der Rhythmus bringe den Herzschlag und das Gehirn durcheinander, wahre Schriftsteller würden nur Jazz hören. Ich verteidigte vor allem den Blues in einer glühenden Rede, worauf er mir prophezeite, dass ich niemals einen lesenswerten Satz schreiben würde. Auch seine Flirtversuche hörten damit schlagartig auf. Zum Glück.

Auf dem Heimweg meine erste markta-Bestellung abgeholt, lustig, diese konspirative Abholung aus dem Container mit Code. Werde wohl mehr Kuchen backen müssen, nachdem ich am Samstag extra Eier gekauft habe, ohne mich zu erinnern, dass ich auch welche bestellt hatte.

Ein bisschen Arbeit, abends mit Langtelefonat und Duettschlacht auf Facebook beschäftigt. Es gab schon schlimmere Montage.

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