Im ersten Stock steht ein einwandfrei berg-gekleideter, aber kräftig nach Schweiß müffelnder Tiroler und fragt die Nachbarin nach dem Brand aus. Ich grüße und bleibe stehen, weil ich irgendwie doch auch eine neugierige Nase bin. Es gibt aber nichts Neues, jedenfalls nichts, was die Nachbarin weiß. Der Bergmensch will eine ganze Menge Sachen wissen und fragt so eindringlich, ohne dabei auf Gegenfragen zu antworten, dass ich ihm wohl auch dann nichts erzählen würde, wenn ich etwas wüsste. Schließlich meint er mit einem erschöpften Schnaufer: „Es Stadtleut, wieso wisst’sn es goa nix von eichere Nachbarn?“ Und eine Stimme hinter mir tönt in ebenso dichtem Tirolerisch: „Weil mir uns doda ned ausspioniern.“
Es ist ein Typ, der immer einmal wieder im Haus ist, obwohl er hier nicht wohnt. Bislang dachte ich, er würde zum weitläufigen Netz der Jugo-Ex-Hausmeister gehören, geredet hat er bisher nicht (höchstens einen Gruß mit Nicken erwidert). Heute trete ich schnell aus dem beidseitigen Tiroler Blickgewitter, das sich zu High Noon zu verdichten scheint, bis der Berg-Tiroler sich mit einem „Is scho guat“ verabschiedet und die Stufen hinunter geht. Der Haus-Tiroler stapft ohne weitere Worte die Treppe weiter hoch, die Nachbarin und ich schauen uns ratlos an. „Komisch…“ sagt die Nachbarin und schüttelt den Kopf. „Naja…“ sage ich. Wir wünschen uns noch einen schönen Tag.
Manches will man halt gar nicht genauer wissen.
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