Bachmannpreis 2019 I

27. Juni 2019

Katharina Schultens: Sakral, getragen, mystisch, Marienverklärung und Kinderwunsch in grünwuchernder Dystopie. Eventuell eine Dosis Designerdrogen. Kein Text für mich. Die Jury irgendwo zwischen begeistert und verloren.

Sarah Wipauer: Vom altehrwürdigen Schloss Hirschstetten über Aliens im Krankenhaus bis in die ISS. Wunderbar changierend zwischen Lem’scher Surrealität und Tiefwiener Melancholie und Morbidität. Jetzt wollte ich einen Lieblingssatz zitieren, habe aber dabei so viele andere wunderbare gefunden, dass ich mich nicht mehr entscheiden kann. Definitve Leseempfehlung!
Die Jury ist uneins, ob die Kontinuität fehlt, oder ob die fehlende Kontinuität die Faszination des Textes ausmacht, und philosophiert über das Wesen von Gespenstern.

Silvia Tschui: Der Hartmut und der Emil gehen mir schnell auf die Nerven. Ich muss an Waggerl denken, vom Tonfall her, aber der hat die Distanz wenigstens konsequent durchgehalten. Zudem: Kriegsgeschichten aus Kindersicht gehen sowieso ganz selten, aber so gehen sie gar nicht.
Die Jury ist uneins auf hohem Niveau, habe ich mehr genossen als den Text, bin aber zu faul um das wiederzugeben.

Julia Jost: Beinahe hätte mich die etwas nervige Vorleseart davon abgehalten, zu bemerken, was für eine schonungslos präzise Miniatur des Jugendlebens auf dem Land das ist. Wunderbar! Bittschön, das grausame Ende hätt nicht unbedingt sein müssen, aber.das Schakaltal muss ja auch seine finstere Legende haben.
An der Jurydiskussion verwundert mich, dass das Thematisieren der braunen Vergangenheit als typisch Österreich empfunden wird. Winkels ortet sogar eine spezifisch österreichische Bosheit. Kastberger läuft endlich zu voller Form auf.

Twitterperle:

Juryperle:

Ein Topos der österreichischen Literatur seit 1945 sind die Verbrechen, die wir begangen haben. Die werden wir auch deshalb nicht los, weil sie sich in der landschaft zeigen. Die bundesdeutschen Gäste kommen zwar alle wieder in den 50er-Jahren und fahren die Berge hinunter, aber es sind Berge aus Leichen.

Kastberger

(Bin ich eigentlich die einzige, die bei Schakaltal an Bärental denkt?)

Andrea Gerster: Beinahe hätte ich schon „langweilig“ gesagt, aber knapp davor zieht mich die Geschichte einer möglicherweise mörderischen Helikopter(groß)mutter doch in den Bann. Als Bachmannrezipientin habe ich mich wunderbar abseits üblicher Wettbewerbs-Themen gegruselt; als Krimi-Vielleserin habe ich viel schlechteren Geschichten schon viel mehr Zeit gewidmet.
Winkels ortet eine Verwandtschaft zu Stephen King.

Juryperle

„In der österreichischen Literatur würde dieser Text „Der Schnitt“ heißen, und es gäbe Tote.“

Gmünder

So viel zum ersten Tag, den ich nachgehört habe. Morgen wieder live dabei.

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