Bachmannpreis 2007, Tag 2

29. Juni 2007

Fernseher läuft (Nase auch), Kaffee bereit, auf gehts.

Silke Scheuermann: Die Furchtlosen
Wirkt etwas verknittert. Party gestern dürfte gut gewesen sein. Nette Geschichte, zu viele Details. Guter Dreh mit den Perspektiven.
Diskussion
Die Jury sagt das Offensichtliche. Beruhigend. Ich war schon verunsichert, weil mir nur Offensichtliches eingefallen ist. Radisch ist sprachlich enttäuscht und bemäkelt die “plot-selige” Diskussion. Nüchtern und Mangold verteidigen brav. Ich brauche mehr Kaffee.

Ronald Reng: Prolog eines neuen Romans
Eine mühsame Art vorzulesen, und schon der erste Satz nimmt mich gegen den Text ein. Wieder Mal ein Text aus einem Frauenkopf aus Männermund? “Die Stille schluckte die Schönheit.”? Naja. Beklemmendes Kleinbürgeridyll mit Kranheitsgespenst im Hintergrund. Endlos weinerlich.
Diskussion:
Nüchtern beginnt und sagt, was ich denke. Beunruhigend. Radisch sieht die Krankheit als “Leerstelle”. Na so was. Corino vermisst die literarische Transsubstantation und findet einen falschen Wochentag. Ebel hat eingeladen und lobt Klarheit und Doppelbödigkeit.

Pause. Wo sind eigentlich die Verlags-Wichtigtuer, die man sonst in den Pausen interviewt hat?

Dieter Zwicky: Mein afrikanisches Jubeljahr
Ich mag ja schweizerisch, aber seiner Melodie ist schwer folgen. Eine sinnlose (?) Beschäftigung, ein stummer Chef und unabhängig voneinader zuckende Körperteile. Hm. Ich versteh auch nicht wirklich, warum das Publikum kichert. Schon wieder liegt ein Paar ohne Aussicht auf Schlaf im Bett. Jetzt kichere ich, aber das Publikum nicht. Ich habe völlig den Zusammenhang verloren. Gibt es überhaupt noch einen? Aosta-Quitten? – Spricht übrigens nicht gegen den Text. Aber diese schnaufige Leserei nervt mittlerweile ziemlich.
Diskussion: “Beste Schweizer Eigenwilligkeit”, ah ja. Sehr erleichternd, eine normale Stimme zu hören. Rakusa ist froh, sich nicht über Plots unterhalten zu müssen und lobt die Sprache. Heiz sieht die Quitte als Frucht vom Baum der Erkenntnis, die nicht gegessen wird. Corino liest das Quittenküken als Text-Selbstbeschreibung. Gemein! Am Schluss läuft Heiz nochmals zu großer Form auf und lässt nicht einmal das Gilgamesch-Epos aus.

Ich bin schon ganz schwachgelesen heute. Wird Mal Zeit für einen Powertext, hier.

Michael Stavaric: Böses Spiel
Irgendwoher kenn ich den. Aber woher nur? Weia, schon wieder ein Mann-Frau-Text. Oder ein Sex-Text? Hm. Der Text ist gut, nur ich bin ungehalten. Ich weiß zwar nicht, ob die ganzen theoretischen Gewalttätigkeiten nötig sind. Ist aber auch OK. Ich mag die strudelige Sprache. Muss man sich aber vorlesen lassen.
Diskussion Mangold interessiert nichts an dem Text, außer dem Sex. Das ärgert ihn. Warum eigentlich? März mag das nicht-pathetische am großen menschlichen Drama. Rakusa psychoanalysiert Mangold. Corino erklärt den Palmdieb. Nüchtern schmettert den Jellinek-Vergleich ab und ist beeindruckt. Der Sound vom Livestream ist mies. Warum darf eigentlich jede Volksmusiksendung im Fernsehen überziehen, nicht aber eine Literaturdiskussion? Corino sieht den Versuch einer männer-untypischen Synthese zwischen Herz und Kopf. Heiz hat ein archaiisch-mystisches Oratorium gehört. Die Radisch weicht in einen Geschlechterdiskurs ab und interessiert sich dabei nur am Rande für den Text. Ich interessier mich nur sehr am Rande für ihre Ansicht.

Hätten wir das auch überstanden. Wir lesen uns um 3.

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