Auftauchen und abheben

9. November 2021

Schon in der Früh an mein vernachlässigtes Blog gedacht, dann aber stattdessen doch ein paar notwendige Mails geschrieben und die die ebenfalls vernachlässigte Küche geputzt, es ist ja so, dass der Tag irgendwie nie genug Stunden für alles hat, was man eigentlich möchte, auch wenn er dann wieder Stunden hat, die man ersatzlos streichen könnte, aber das alles lässt sich halt nicht so einfach wegkürzen und optimieren, wie es in der Mathematik ginge.

Beim Vormittagstermin dachte ich, ich wäre schon hoch hinaus gekommen. Es ist ein entspannter Termin, wenngleich mit ernstem Hintergrund, und während ich auf den Gesprächspartner warte, schieße ich schnell ein Foto aus dem Fenster und frage mich wieder einmal, wieso ich nach wenig Schlaf recht gut funktionieren kann, nach einem langen Aufholschlaf aber das Gefühl habe, noch einmal so lange weiterschlafen zu wollen.

Als Feindin der kalten Jahreszeit würde mir die kühlere in wenigen Bereichen vielleicht doch ein bisschen fehlen. Dieses Gefühl unter der Decke, wenn man weiß, außerhalb ist es ungeheizt kalt. Dann die Heizung aufdrehen, den Kaffee hinstellen, und noch einmal 10 Minuten unter die Decke. Dann dem Tag gut verhüllt und mit inwendiger Wärme gegenübertreten, so ist es recht.

Der Gesprächspartner holt mich aus den Hexenhöhlengedanken, es ist informativ, nebstbei freundschaftlich angenehm, und dabei merke ich noch etwas: Wie man bei manchen Menschen einfach sicher sein kann, dass kein Geschwurbel zu befürchten ist, egal wie lange man einander nicht sieht. Wie diese Sicherheit entsteht, bleibt unklar, dennoch schön, wenn sie da ist.

Danach wollte ich eigentlich zu Fuß nach Hause, zur neuen Wohnung etwas weiter als zur alten, aber gut um die Schrittroutine wieder einzuführen. Aber wenn ich schon in der Gegend bin, denke ich, dann, wieso nicht einmal den neuen Stadt-IKEA besuchen. Zwar brauche ich nicht wirklich etwas, aber es kann ja nicht schaden, die neue Location schon einmal zu kennen, für alle Fälle. Oder so.

Unterwegs begegnet mir Stadtkunst. Die wehenden Plastiksackerln erinnern mich an Tunesien, und an all die Ideen, mit denen wir damals die wehenden Plasticksackerln befüllt haben, die schriftliche Dokumentation ist allerdings auf eine Erwähnung beim Herrn Flyingsufi beschränkt.

Beim IKEA mäandere ich unschlüssig durch die Stockwerke, in Gedanken noch beim vorherigen Gespräch und kein bisschen kauflustig. Ich muss verirrt ausgesehen haben, denn am Scheitel der letzten Rolltreppe fragt mich ein Mitarbeiter freundlich, ob ich etwa die Dachterasse suche. Richtig, die Dachterasse! Ich bejahe begeistert, und er weist mir den Weg zum richtigen Lift.

Schon der erste Blick öffnet mir Augen und Seele. Danach wird es immer besser.

Ich hole mir einen Cappuccino und bereue sehr, mein warmes Wollcape zu Hause vergessen zu haben. Die Kälte treibt mich viel zu bald wieder von diesem unerwarteten Freiheitsblick ins warme Hüs zurück.

Dort läuft mir dann doch noch Beute zu, die in Schwarz lange nicht lieferbaren Korbschubladen für das Wohnzimmer-Kallax liegen griffbereit. Zwar gibt es nur noch zwei statt der gewünschten vier, aber immerhin. Dazu ein bisschen Schwedenfutter, Dillsill, Knäckebrot, und ein paar kleine Küchenhelfer. Und dann noch perfekte Espressotassen in Anthrazit, perfekte Ergänzung zu meiner roten Espressomaschine. Die Self-Service-Kassen sind durchdacht und deutlich angenehmer zu bedienen als zB beim Spar, nur ein bisschen mehr Platz zwischen den Kassen wäre für sinnvoll Aus- und Einpackvorgänge sinnvoll.

Mit den Regaleinsätzen unter dem Arm ist an eine Wanderung nicht mehr zu denken, und so nehme ich den 18er nach Hause. Lose Kommunikationsenden verweben, ein bisschen Rumräumen, nach langem wieder einmal fröhlich vor mich hin trödeln. Morgen ist eh schon wieder viel zu tun.


Die Weltsituation derweil – unschön. Hohe Corona-Inzidenzen und verblüffende Schwurbler-Theorien wären schon ärgerlich genug, aber die Flüchtlingssituation (und die Kommentare dazu) machen mich vollends fassungslos. An den Klimawahnsinn mag ich nicht einmal denken.

Vielleicht demnächst mehr.

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