Habe mir seufzend den Wecker auf 7 Uhr gestellt, spätestens um 9 muss ich im Elfenbeintürmchen sein, da wird die Waschmaschine abgeholt. Es wird dann doch fast 11, bis die bestellten Waschmaschinenschlepper kommen, aber das ist eine andere Geschichte.
Bin schnell geduscht und mit Kaffee abgefüllt, und weil die Sonne morgendlich verlockend scheint, gehe ich zu Fuß. Im Park, wo sonst morgens leere Bierdosen herumliegen, liegt eine tote Ratte. Auf den ersten Blick sieht es fast gemütlich aus, sie liegt am Rücken, alle Viere von sich gestreckt, den Mund leicht offen. Die Stellung erinnert an All-Inclusive-Touristen, die schon vormittags die Bar besucht haben und dann am Strand ein Nickerchen machen, um abends wieder fit für alles Inklusive zu sein. Diese Ratte aber wird am Abend gar nichts mehr machen, und für die Sauberkeit der Stadt ist das wohl auch besser so.
Die Stadt ist still und ziemlich leer, sogar die Gegend um den Matzleinsdorfer Platz und seine Baustelle wirken idyllisch. Schräge Morgensonnenstrahlen und die Abwesenheit des sonst hier immer stauenden Autoverkehrs machen sogar die Betonwüste zu einem netten Spazierweg, ich kann mich nicht erinnern, hier vorher schon einmal entspannt bei rot über die Kreuzung gegangen zu sein, weil wirklich in alle Richtungen weit und breit kein Auto in Sicht ist.
Im Elfenbeintürmchen räume ich noch ein bisschen herum, um den Waschmaschinenabtransport zu erleichtern, dann warte ich auf die Transporteure, die auf sich warten lassen. Derweil wende ich mich den Papierstapeln zu, die ich nun wirklich gar nicht übersiedeln will. Sie müssen sortiert werden in das, das digital bereits vorliegt (oder ohne Digitalisierung wegkann), und das, was noch fotogescannt werden muss, bevor es in die Tonne wandert. Zum Glück ist der erste Stapel deutlich höher.
Schließlich kommen die Herren doch. Sie sind wortkarg und unfreundlich und unflexibel, und ich bin ein bisschen grantig, als ich mit der Straßenbahn meiner Waschmaschine hinterherfahre. Aber schließlich steht die Waschmaschine in der neuen Küche. Der Vormittagsausblick aus dem Hexenhöhlenfenster zeigt übrigens ein wunderbares Baumblätterlicht.
Jetzt gilt es, den Tag gut zu organisieren. Ein Freund mit Auto erbarmt sich meiner und hilft, den Computer und ein paar Kleinteile zu übersiedeln, den die bezahlten Helfer keinesfalls mitnehmen wollten, obwohl sie doch nach Zeit bezahlt werden. Davor noch ein paar Dinge einkaufen, dann schnell zu IKEA, aber nicht zu lange, damit abends endlich der Herd mit Spaghetti angekocht werden kann.
Beim Einkaufen fällt mir auf, dass Nessie in meinem neuen Grätzl wohnt.
Warum die erste Mahlzeit von einem neuen Herd immer und ausnahmslos Spaghetti sein müssen, ist eine Geschichte, die ich erzählen werde, wenn diese verdammten Spaghetti endlich gekocht sind.
Weil die geplante Abholung vom IKEA dann doch nicht klappt, beschränke ich mich auf das derzeit Notwendigste. Plus ein paar Servietten, plus ein paar Küchenutensilien, plus ein bisschen schwedisches Seelentrösterfutter, plus…
Als ich gegen sieben mit meinem natürlich doch verdammt schwer gewordenen Sack in die Hexenhöhle zurückkehre, fühle ich mich wie von der Dampfwalze überrollt. Der Schrittzähler zeigt 20500 Schritte, weiß aber natürlich nichts von den Lasten, die ich dabei getragen habe. Bevor ich wusste, dass ich sommers umziehe, hatte ich einen Wanderurlaub angedacht. Den habe ich jetzt offenbar auch, nur halt in der Stadt.
Die Spaghetti können warten, denke ich, während ich mir ein paar Brote schmiere und mit mir selbst den erfolgreichen Tag mit einem Bier feiere. Danach bin ich zu müde zum Stricken, zum Lesen sowieso. Überrede mich aber noch zu einer Dusche, schließlich will so ein frisch bezogenes Bett auch mit frischer Haut beschlafen sein.