Ich bin beim Überlegen vor allem verblüfft, dass dieses Jahr schon vorbei ist. Zudem ist mir wenig feierlich, nicht dass irgendetwas besonders schlecht wäre, die Tage fühlen sich einfach nur mehr nach Alltag an. Mir fehlt auch irgendwie die Lust auf mehr oder weniger umfangreiche Jahresrückblicke, die ergeben sich eh aus dem Blog, wo auch die Fotos gut verteilt zu betrachten sind. Musik? Na gut, Musik! (Wie immer gilt: Nicht „erschienen in 2021“, sondern „von mir gern gehört in 2021“.)
Einen kleinen Neujahresfeenausflug polstere ich mit Schritten, bis die 10.000 erreicht sind. Heute bin ich auf die ungewöhnlichen Temperaturen besser gekleidet. 15 Grad Ende Dezember, das hatten wir auch schon ein Weilchen nicht mehr.
Im 5. kracht es mehr und lauter als im 10., zumindest als in meiner Ecke, das verwundert mich. Auf der anderen Straßenseite hatscht einer sehr langsam mit seinem Rollator, darauf ein Kastl, das sehr laut Disco-Hits spielt. „Ra-Ra-Rasputin!“, na gut, so schaut er eh aus. Also wie Rasputin, nicht wie die Disco-Band.
Das Bier des Tages
Das Brewdog „Layer Cake“ stellt sich als „Marshmallow & Chocolate Stout“ vor. In die Nase steigt beim Öffnen ein Duft von Kakao (purer Pulverkakao, kein Instant-Mix). Beim Antrunk ist der erste Eindruck Milchkaffee, verblüffend stimmig ergänzt mit fruchtig wirkender Säure im Hintergrund. Was mich überrascht, ist, dass die für mich sonst unangenehme Milchsäure hier sehr stimmig ins Bild passt und, möglicherweise durch den ausgewählten Hopfen, eher fruchtig als milchig wirkt. Das röstige Malz wirkt nicht nur abrundend, sondern hebt die Geschmackskombination noch einmal kräftig an. Mit ölig schmeichelnder Art lässt sich dieses Stout gut im Mund herumschieben, es ist, als würden die Aromen bei jedem Schluck neu zusammenkommen und frisch miteinander spielen. Im Abgang bleibt ein samtiges Kakaogefühl mit sanftem Hopfenbitter.
Zu trinken an einem klaren, kalten Tag am Rande einer Freiluft-Eislauffläche voller Traumtänzer*innen.
Eigentlich hatte ich für heute ein schönes Steak eingelagert, dann aber plötzlich Lust auf einen Berg Nudeln. Warum auch nicht, ist ja mein Silvester. Wie immer zu viel davon gegessen.
Um 22 Uhr öffne ich das Fenster, um etwas zu lüften. Der Innenhof bleibt unbeschossen, aber draußen kracht und böllert es. Von irgendwoher slawische Musik bei der man nicht weiß, ob es ein Partylied oder ein Wehklagen ist. Lautstarke Folgetonhörner von draußen. Es bleibt lau.
Während im Fernsehen etwas über Eisenbahn und Käsemacher läuft, lese ich in DN die Liste der Romane, die im Jahr 2022 spielen, mit der Überschrift: „So wird 2022, wenn die Bücher recht haben„. Neben „Make Room!“ (verfilmt als „Soylent Green“ sind das auch „The Purge“ und Don DeLillos „The Silence„. Das lässt wenig Gutes ahnen. Aber schauen wir einmal. Als abgebrühte Jahreswechslerin (ist ja schließlich mein 56.) versuche ich, weder zu optimistisch noch zu pessimistisch ins nächste Jahr zu schauen. Einfach nehmen, wie’s kommt.
Alles Gute uns allen!