Das letzte Heft vor der Sommerpause ist fertig, und die fünf Wochen bis Anfang September fühlen sich luftig und leicht an. Ein Urlaub ist das nicht, es gibt durchgehend ein bissl was zu tun, und es gibt außerdem eine ganze Latte an Dingen, die ich mir vorgenommen habe, in dieser Zeit zu erledigen. Sowohl arbeitsame als auch persönliche. Dennoch fühlt sich die Zeit vor mir ein bisschen so an wie die endlosen Sommerferien von früher. Und das Wetter schaut, derweil, perfekt aus: Sonnentage für Ausflüge und Genuss, Regentage für zu Erledigendes, in schöner Ausgewogenheit. Mal sehen, ob das im August so bleibt.
Heute gleich mal meinen unpässlichen Laptop zum zweiten Mal zur Reparatur gebracht. Bittschön, man könnt ja nach guten fünfeinhalb Jahren auch ohne ein schlechtes Gewissen einen neuen andenken, aber ich habe damals gut und überlegt gekauft, und das Ding tut auch heute noch alles, was ich brauche, in durchaus akzeptabler Geschwindigkeit. Nur der Akku, der ist halt durch, und der erste Ersatzakku war Schrott ab Werk. Also nochmal von vorn.
Ich bringe den Patienten also in den dritten Bezirk, und da es eine Gegend ist, in der ich bisher selten bis gar nicht war, gönne ich mir anschließend einen Spaziergang.
Zuerst finde ich Gemeindebauten mit viel Grün, ein Theater, das es sich lohnen würde ab und zu zu besuchen, und einen bunten Park.



Auch die Wände haben einiges zu erzählen.



Die Landstraßer Hauptstraße ist eine der sympathischeren Einkaufsstraßen der Stadt. Wenig internationale Konzerne, viele kleine eigenbrötlerische Geschäfte. Da sollte ich auch einmal mit Einkaufswillen bummeln, denke ich, wenngleich die Taschenmode nicht meinem Stil entspricht. Die Gegend hat zudem mächtige Kirchen und Ecken, die stadtplanerisch direkt aus den 1970ern stammen (könnten).



Daneben aber auch Ecken, die mich an Kuba erinnern. Vielleicht, weil ich kürzlich die alten Filme wiedergesehen habe.


Dann einen Dada-Anklang.

Die andere Seite sieht übrigens so aus.
Dann gibt es einen durchaus sympathischen Markt, auch wenn manche Angebote etwas wundersam wirken.

(Käse. Es ging um Ziegenkäse.)
Ein paar Schritte später gönnte ich mir einen Cappuccino und betrachtete das Stadtleben um mich herum. Der Kaffee war gut, die Umgebung sympathisch, aber die Kellnerin dermaßen desinteressiert und unfreundlich, dass 10 Cent Trinkgeld genügen mussten. (Wiener Kellner*inen müssen natürlich einen gewissen Grant an den Tag legen, das stört nicht. Aber unfähig, vergesslich und dazu noch unfreundlich ist auch hier zuviel.)
Dann mit der U-Bahn zum Karlsplatz, wo mich Livemusik-Töne vom geraden Weg abbrachten. Das Popfest soundcheckte gerade, ein Gitarrist spielte „Wish you were here“ an, und ich fand es ein bisschen schade, dass ich Kühlgut im Rucksack hatte, das schnell nach Hause musste.

Man könnte ja auch abends wiederkommen, dachte ich mir, aber kaum hatte ich die Knackwurst im Kühlschrank, begann es draußen zu donnern und gleich darauf zu schütten. Ich widmete mich stattdessen dem Wiederlesen von Brave New World, das ich auf allen Ebenen viel weniger beeindruckend fand als vor 40 Jahren.


