Immer wenn ich über mein eigenes Blog stolpere, in dem nun schon wieder seit viel zu langem kein neuer Beitrag steht, wo sich doch in den Notizen die Sätze mit #blogme-Tags stapeln und die digitale Fotoschublade vor lauter Ungepostetem schon kaum mehr zu geht, immer dann denke ich: Ja eh gleich, ich mach nur vorher noch schnell… und dann ist es schon wieder zu spät. Das sind einfach die falschen Prioritäten, und ich kann mich bei niemandem beschweren, weil ich hab mir die ja selber festgelegt.
Der Blick hinaus in die regenkühle Frühsommerdämmerung ist traumverhangen. Ich denke, dass wir gegen Ende Mai in den letzten Jahren schon die eine oder andere Hitzewelle hinter uns hatten. Ich denke, dass ich mit dem Blick aufs große Ganze dankbar sein sollte, dass es heuer nicht so ist. Ich bin nicht dankbar.
Die letzten Wochen waren voller Kommunikation und Bahnkilometern, dienstlich wie privat. Beide Sorgenpatienten erholen sich mittlerweile gut, zum Glück. Berufliche Events zentral und doch nebenbei abgehandelt. Meine Effektivität ist im Bedarfsfall ungebrochen, auch oder gerade wenn ich sie mir nicht zutraue. Sich unterwegs ein paar eigene Momente zu stehlen, fühlt sich fast subversiv an, ist aber essentiell.
Heute den Juni-Kalender angeschaut und mit Vergnügen festgestellt, dass der Bachmannpreis diesmal nicht von Arbeit durchwachsen ist. Gleich verwegen geworden und überlegt, doch einmal vor Ort zuzuschauen. Es gäbe sogar noch bezahlbare Quartiere, und mein Finger zuckte schon über dem Buchungsknopf. Dann aber daran erinnert, wie froh es mich macht, mich direkt aus dem Bett vor den Fernseher zu pflanzen, unfrisiert und mit frühstücklichen Sommerfreuden wie selbst versprudelter Erdbeer-Buttermilch, und die literarischen Höhe- und Tiefpunkte wahlweise alleine oder über Social Media ungezwungen mit anderen gemeinsam zu genießen. Ich bleib also auch dieses Jahr daheim.
Nebstbei sammle ich Artikel und Essays zu KI. Wieder ein Thema, zu dem es mehr Meinungen als Grundwissen gibt. „Vielleicht können wir den Artikel von der KI schreiben lassen“, meinte kürzlich ein ansonsten digital unverdächtiger Chefredakteur, als sich für ein relativ leichtes Thema partout kein*e Autor*in finden lassen wollte. „Mach mal“ sagte ich, in der Hoffnung, dass er selber über die Pferdefüße stolpern würde, die ich imaginierte. KI ist ein Werkzeug, auf vielen Ebenen mittlerweile ein gutes, aber Diskussionen zu den tatsächlichen Chancen und Gefahren sind rar. Stattdessen einerseits die Glücksritter und Goldgräber, die nur das Potential zur Gewinnmaximierung wahrnehmen, andererseits die Kassandras und Weltuntergangspropheten, die die Menschheit schon von künstlicher Intelligenz vernichtet sehen. Ob die Wahrheit auch diesmal irgendwo in der Mitte liegt, bleibt derweil unklar. Dringend notwendig wäre neben dem technischen ein geisteswissenschaftlicher Diskurs zu dem Thema. Erste Ansätze gibt es:
- Paul Bloom: How moral can AI really be?
Der Artikel beleuchtet die Schwierigkeiten bei der moralischen Ausrichtung von Künstlicher Intelligenz (KI). Ein Beispiel ist der Chatbot Delphi, der moralische Fragen beantwortet, aber durch sprachliche Feinheiten oft verwirrt wird. Dies zeigt, dass menschliche Moral komplexer ist als das, was KI erfassen kann, da sie auf Vernunft und Emotion basiert. KI-Systeme wie ChatGPT zeigen eine hohe Übereinstimmung mit menschlichen moralischen Urteilen, basieren jedoch oft auf kulturell eingeschränkten Daten. Es gibt Bemühungen, allgemeine moralische Prinzipien in KI zu implementieren, wie Asimovs „drei Gesetze der Robotik“, aber auch diese haben ihre Grenzen und führen zu ethischen Dilemmata. Ein weiteres Problem ist, dass menschliche Werte oft fehlerhaft sind und zu Gewalt und Unrecht führen können. Insgesamt bleibt die Herausforderung, sicherzustellen, dass KI ethisch handelt. Fortschritte wurden gemacht, aber möglicherweise müssen wir akzeptieren, dass KI unsere unvollkommenen menschlichen Werte widerspiegelt. [Zusammenfassung von KI erstellt.]
- Michael Seemann: KI ist ein Coup
Der Text behandelt die potenziellen Auswirkungen von künstlicher Intelligenz auf die Demokratie und hebt die Herausforderungen und Risiken im Zusammenhang mit technologischen Fortschritten hervor. Er untersucht, wie KI Machtstrukturen und gesellschaftliche Abhängigkeiten beeinflussen könnte und fordert, den Fokus auf die Bekämpfung von Ungleichheit zu legen, anstatt sich ausschließlich auf technologische Fortschritte zu konzentrieren. Der Autor betont die Notwendigkeit strategischer Maßnahmen, um sich in der sich wandelnden Landschaft von KI und Demokratie zurechtzufinden. [Zusammenfassung von KI erstellt.]