Öffnung: 1225 | Freifall: 63s
avg: 193km/h | max: 214km/h
Huch! Mein neues Gear ist sprungbereit, aber ich weiß nicht so recht, ob ich das auch bin. wieder einmal spiele ich den Platznarren und zittere mich durch die Welt. Was ist, wenn das Zeug nicht gut vernäht ist? Wenn… ich lasse mich auslachen und mir gut zureden. Slightly out of my mind. Vor allem, weil der Nitro 135, der da drinsteckt, ja ohnehin noch nicht mein eigener, nagelneuer ist, der ist noch nicht fertig, sondern der, den ich in Krems schon gesprungen bin.
Das Wetter beim Pink-Boogie ist nicht gerade strahlend, aber springbar. Ziemlich viel Wind, Wolkenfetzen und sehr kühl. Und meine Kombi ist noch nicht da. Kühl. Und die Welt ist voller Tandempassagiere, und ich weiß nicht, wie die Tür aufgeht. Also warte ich noch eine Load ab… und warte… und warte…
Schließlich kommt Jürgen, und da kann’s endlich losgehen. Ich habe genug gezittert und höre fürs erste damit auf. Bis ich im Flugzeug sitze. Hole mir noch ein paar Zusprüche und gebrüllte Instruktionen, was es mit der Tür auf sich hat. Als ob ich mir das jetzt merken würde.
Verdammt, steigt die Pink heute schnell. Das muss am kühleren Wetter liegen. Oder daran, dass sie nicht ganz voll ist. Oder daran, dass ich es gerne etwas langsamer hätte. Aber schon sind wir da, und das rote Licht geht an, und ich versuche, Jürgen beim Türöffnen zuzuschauen, damit ich das dann auch kann, aber meine Brille ist schon wieder angelaufen, und ich sehe nicht viel.
Mit Jürgen war ausgemacht, dass er mir nachspringt und mich filmt, ohne mir allzu nahe zu kommen, weil ich mit dem neuen Päckchen auf dem Rücken klarkommen will und Scheingriffe und höher ziehen und überhaupt, ich brauche Raum.
Das Licht wird weiß, das Licht wird grün, eine Zweiergruppe vor uns, ich sehe sie wegfallen, zähle und lasse mich ohne große Kunststücke vornüber kippen. Mache meine Pink-Exklusive automatische Exit-Rolle und sehe Jürgen noch immer gemütlich in der Türe stehen. Na gut, hat er sichs wohl anders überlegt, denke ich, lege mich auf den Bauch, entspannen, da treibt ein Wolkenfetzen unter mir, das macht weiters nichts, weil die zwei von davor ohnehin ganz woanders sind.
Ich mache meine Scheingriffe, keine Probleme, dann falle ich gemütlich weiter und genieße das Gefühl auf meinem Rücken, wo nichts flattert und keine Luft durchpfeift, und während ich so dahinfliege (-falle) muss ich glatt nochmal hingreifen um festzustellen, ob da überhaupt irgendetwas ist, so beschwerdefrei liegt das Gear auf meinem Rücken. Ich tauche in den Dunst ein, nur kurz, und plötzlich bewegt sich etwas neben mir und Jürgen greift nach meiner Hand.
Erstmal bin ich erschrocken, weil ich überzeugt war, dass er mir eben nicht nachgekommen war. Dann sehe ich die Kamera und beginne brav zu Grinsen (und frage mich wieder einmal, wie man im Freifall grinst, ohne zu sabbern). Wir geben uns auch noch die andere Hand (ein Punkt, ein Punkt!), halten, aber da kann ich eigentlich kaum etwas dafür, den hat er ziemlich alleine hinbekommen. Nur dass ich eben grade da war 😉
Dann separieren, wollte zwar auf 1500m aufmachen, nehme mir aber noch ein paar zusätzliche Tracking-Meter, damit der Abstand passt. Greife den knallgelben Ball am knallorangen Hilfsschirm (ha! und es sieht doch schön aus!), werfe und bemühe mich, mich wieder möglichst schön hinzulegen, was mir gut gelingt – und dann ist er auch schon da über mir, flattert ein bißchen, dreht sich aber nicht (erstaunlich nach dem gestrigen Packjob), und ich greife mir die Steuerleinen und beginne ein bißchen zu tanzen, ein bisschen nur, denn der Wind da oben ist heftig, und ich will doch den Platz nicht verfehlen.
Nebstbei genieße ich, wie sanft und sicher ich in meinen maßgeschneiderten Gurten hänge. Das ist schon ganz was anderes… OK, Zeit für den Landeanflug. In dieser Luftschicht wird der Wind schwächer, aber leicht böig, und ich muss ausgleichen, ganz vorsichtig austarieren, und am Landeplatz sind viele Leute, nämlich Tandemfänger, und ich verliere im Ausgleichen und Ausweichen den Überblick und beginne viel zu spät mit dem Flaren, merke das und bin schon dabei hinzufallen, und falle professionell (waren die Judo-Stunden doch noch für etwas gut) auf die Seite, was nur den Nachteil hat, dass die Fallhand nach oben geht und die andere unten bleibt und ich mich zusätzlich noch dabei drehe.
Eh klar. Ein Schirm, den ich schon wunderbar gelandet bin, und kaum schauen Leute zu, liege ich auf dem Bauch. Aufgerappelt, Gras und Dreck abgeputzt und trotzdem muss ich grinsen, als ich den widerstrebenden Schirm aufsammle, wieder einmal ein herrlicher Sprung gewesen und davor für nichts und wieder nichts gefürchtet.
Als ich gepackt habe und, jetzt nicht mehr zitternd, in die nächste Load will, frischt der Wind auf, und die Wolken verdichten sich, und das muss dann doch nicht sein. Schade.