#52

14. Juli 2001
Krems – Cessna Grand Caravan – Solo

Froh, beim Einsteigen und In-Bewegung-Setzen der Maschine durch den Luftstrom der Erdhitze und -schwere zu entrinnen. Die Zeit, die ein Flieger auf Absetzhöhe braucht, macht für mich überhaupt keinen Unterschied: Irgendwie findet zwischen Ein- und Aussteigen in meinem Kopf keine Zeit statt. Etwas mehr Platz zum sitzen, weil ich nicht zwischen den Tandems klemme. Bewundere die Aussicht und gehe dann mit geschlossenen Augen meinen geplanten Sit-Fly durch.

Rotlicht, Tür auf, Grünlicht. Außerordentliches Gebrüll der ersten Gruppe, ich lache herzlich. Dann ein paar andere, dann ich. Ich sehe meinen Vodermann wegfallen, will noch warten, jemand brüllt „Geht scho, geht scho“ und ich denke „noch zu früh“, bin aber gleichzeitig folgsam schon aus der Tür. Obwohl ich versuche, mit Schwung rauszukommen, macht der Seitenwind mit mir, was er will, und ich schaffe es, wieder auf dem Rücken liegen zu bleiben und Markus hinter mir aussteigen zu sehen. Er kommt – in sicherer Horizontalentfernung – runter auf meine Höhe (verdammt, was muss ich langsam sein!) und sinkt dann langsam tiefer. Ich drehe mich um und beobachte, wie er, malerisch beleuchtet von der Abendsonne, in den Headdown geht. Schaut toll aus, in der Bewegung, und ich beobachte ihn, bemerke dann einen Freifaller unter mir, der mir unangenehm nahe scheint. Schaue, in welche Richtung er geht, und tracke in die andere.

Zuviel Action, zuviel Verkehr, um selber Programm zu machen, ich versuche, wachsam zu bleiben.

Wo war denn nun der Flughafen? Ach ja hier! und schon bin ich auf Öffnungshöhe, und ich greife nach dem Handdeploy, habe es schon in der Hand, als viel zu nahe, viel viel zu nahe – Wusch – ein Schwammerl aus der Luft wächst, und ich denke – nein – mir ist ohne zu denken klar, dass ich jetzt nicht auch aufmachen darf, weil es sonst ziemlich wahrscheinlich ist, dass wir unsere Schirme ineinander verwickeln, also geh etwas tiefer, hoffentlich ist der Bridle noch nicht zu weit heraußen, scheiße, kommt der Boden schnell nahe, gehts jetzt? Sicherheitshalber noch 2 Sekunden, ok, raus mit dem Ding!

Und hänge auf 600m mit klopfendem Herzen am Schirm, verdammt, wo kam der denn her? Keine Zeit zum überlegen, bin recht weit weg vom Flughafen und gebe meinem Schirm die Sporen, um wenigstens noch das Maisfeld zu überwinden. Erreiche die Wiese noch und drehe halbgebremst in den Wind. Die Landung gelingt wieder schön, nicht ganz so schön wie beim letzten Mal, ich muss ein paar Schritte laufen.

Auf meinem weiten Rückweg wird mir klar, dass das nur die Gestalt unter mir gewesen sein kann, die ich sofort nach dem Davontracken vergessen habe, und das gibt mir zu denken, macht mich nervös und unsicher, ich hätte wissen sollen, dass da jemand ist, habe es rechtzeitig gewusst und dann wieder vergessen, ist das die Möglichkeit?

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Voriger Beitrag

#51

Nächster Beitrag

#53

Gehe zuNach oben