#331

1. Mai 2004
Krems – Cessna Grand Caravan/4100m – Solo
Öffnung: 0875 | Freifall: 61s
avg: 196km/h | max: 219km/h

Endlich mal wieder Zeit “auf einen Sprung”. Allerdings etwas beeinträchtigt vom Vortag. Wir erreichen den Platz, als alle außer dem harten Kern den Tag schon beenden. Geflogen wird mit der roten D-FLIP aus Graz, der Pilot ist bekannt aus Sprung 200.

Ich entschließe mich unter allgemeinem Wohlwollen (Alfred: Aber natürlich steigst du ein!), dem (leicht vorverlegten) Sunset beizuwohnen. Nachdem Manni das Radio nicht aufdreht, muss Alfred wieder singen. Ein unangenehmer Vorfall wie der höchst unpässliche Tandempassagier bei der vorherigen Load bleibt glücklicherweise trotzdem aus.

Nicht ganz voll, steigt die Caravan ungewöhnlich schnell. Da bleibt kaum Zeit für ein kleines Schläfchen zwischendurch. Schon öffnet sich die Tür, und die ersten verschwinden mit Gebrüll.

Ich als letzte. Nach einem gemütlichen Rückenleger, um dem abdrehenden Flieger die Ehre zu erweisen, mal kurz in den Sit. Allerdings vergeht mir ob der grünbunten Fülle unter mir jegliche Lust auf Programm, und ich schwenke um auf einen bäuchlings zu genießenden Panoramasprung. Die Luft ist sehr klar, die Landschaft steht in Blüte, und lustigerweise sieht man auch reichlich entfernte Vorgruppen deutlich besser als über der Wüste.

Ich genieße ein schönes Stück und beschließe dabei, etwas höher zu ziehen – bin nämlich ganz schön weit draußen. Und über mir kann eigentlich auch keiner sein. Nach einer vergewissernden Barrel-Roll rutsche ich allerdings erstmal vom Bällchen ab *grummel* und erlebe nach dem zweiten Griff, die sanfteste, butterweichste Öffnung meiner Springerkarriere. Tatsächlich so zeitlupenlangsam, dass ich fast besorgt werde.

Unterm Schirm ist es trotzdem schön, ich nehme die Brille ab, da die zerkratzten Gläser im Gegenlicht etwas sichteinschränkend wirken, und hänge mich in die Riser. Ganz wird sich’s trotzdem nicht ausgehen, ist mir bald klar. Macht aber nichts. Weit unter mir startet ein Segelschlepp, irgendwie auch ein seltsames Gefühl. Das Schirmfliegen macht auch viel Spass, ich wünschte, ich könnte ein paar nette Kurven drehen. Aber dann müsste ich ja noch weiter laufen…

Da kommt schon das letztmögliche Landefeld. Im Gegenlicht etwas verschätzt, eine Spur zu spät geflared, macht nichts, läßt sich wohl auslaufen… Wompf. Irrtum. Läßt sich nicht auslaufen, weil das blöde frischgepflügte Feld so weich ist, dass man sofort einsinkt. Folgerichtig einen hübschen Face-Plant mit Überschlag daraus gemacht. Es staubt sehr. Immerhin weich genug, dass nichts weh tut.

Mit grummelig verletztem Stolz und zwischen den Zähnen knirschender Erde den langen Marsch zum Platz angetreten. (Wobei nicht unerwähnt bleiben soll, dass Manifest-Mann Wickie sich wie auch schon vorher gleich auf den Weg machte, um nach dem rechten zu sehen. Aber abholen war nicht, in dem – sagte ich das schon? – weichen Feld.)

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