#3

5. Februar 2001
Tozeur – Skyvan/1000m – S/L 1

Eine Nacht und noch ein paar Theoriestunden später bin ich wieder voller Tatendrang. Die Static-Lines stehen auf dem Programm. Die Pink macht extra für uns auf eintausend Meter Höhe die Tür auf. Und was soll schon passieren? Sind ja nur tausend Meter. (Später lerne ich, Höhe als Sicherheit zu betrachten. Aber so weit bin ich an diesem Tag noch nicht.) Und der Schirm geht ganz von selbst auf. Vielleicht. Hoffentlich.

Obwohl ich am Boden voller Begeisterung war, packt mich im Flieger das große Zittern. Am liebsten wäre ich sitzengeblieben, ach was, sitzengeblieben: Am liebsten hätte ich mich flach hingelegt und mit 17 von den Sicherheitsgurten angeschnallt, für alle Fälle. Als ich dran bin, als zweite von vieren in dieser Maschine, schaue ich paralysiert Ariane, der ersten zu, die mit einem strahlendem Lächeln und dem elegantesten aller Hohlkreuze aus der Tür – nun ja – verschwindet. Silvia deutet mir freundlich, mich zu erheben, und obwohl alles in mir nein schreit, stehe ich schon, bevor ich weiter darüber nachdenken kann. Ich werde in die Tür gedreht, Silvia nickt mir freundlich zu, ich zähle, wie gelernt: Ready – Set – Go! und trete in die große, fremde Leere.

Vor lauter Überraschung, dass ich es tatsächlich getan habe, vergesse ich das Zählen, das die Zeit bis zur Schirmöffnung berechnen soll, und erinnere mich erst beim Öffnungsruck daran. Naja, nun ist er ja schon offen. Der Schirm offen, die Angst weg. Leicht eingedreht die Leinen, geht schnell vorbei, und schon meldet sich mein Lotse im Funkegerät, das ich im Ohr trage, und geleitet mich mit sanften Anweisungen auf den Boden. Dazwischen bleibt genug Zeit, sich umzuschauen. Wie schön die Welt ist, von hier oben! Und zu realisieren: Ich fliege!

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