Da haben wir den Salat: Die Reihenfolge der weiteren Lesungen ist nirgends mehr einzusehen. Na gut, ich nehm sie halt, wie sie kommen. Wer gewonnen hat, weiß ich noch nicht – und werde erst nachsehen, wenn ich alle gehört & mein obsoletes Publikumsvote festgelegt habe.
Oswald Egger – Prosa, Proserpina, Prosa
Erste Mitleidssympathie wegen der unbeholfenen Leserei legen sich schnell. Zu konstruiert. Unerträglich gestelzt. Höchst verzichtbar.
Vater-Tochter-Psycho. Gut angelegt, aber ohne Spannung, ohne Schreib- oder Leselust. Trotz der glatten Sätze seltsam hölzern. Da will nicht mal rechte Beklemmung aufkommen.
Christof Hamann – Fester. Roman (Auszug)
Erste Abneigung gegen das Wirtschafts-Thema legt sich bald. Schön, wie er hier eine Bilderwelt offenlegt. An der Grenze zwischen Entsetzen und Sarkasmus. Reinkippen & mitgehen in die Begegnung des Ex-Ostblocks und des (Anti)-Semitismus mit der Welt des Marketing durch die Augen eines Fotografen.
Lukas Hammerstein – Die 120 Tage von Berlin
Erstaunliches Ding. Streckenweise fremd, detached, dann wieder viel zu nahe an dem, wovor ich zu fliehen pflege. Interessant auf jeden Fall, weckt Lust auf mehr. Schöne Sprache. Könnte man aber besser lesen. Aber. Egal. Gut.
Gregor Hens – John F. Kennedy und der Ausbruch des Irazú
Obwohl die Story, die zwei, die mehreren Stories, von Anfang an interesant sind, brauche ich eine Weile, um mit dem Text warm zu werden. Als ich es dann bin, ist er irgendwie groß. Bunt. Und ziemlich lebendig.
Ich könnte dieser Detailverliebtheit stundenlang folgen, ohne nach dem Inhalt zu fragen. Das spricht für den Text, aberwahrscheinlich gegen mich. Aber muss er denn wirklich sterben am Ende?
Zwischenruf
Wenn Iris Radisch schon mal meiner Meinung ist, dann verpatzt sie natürlich alles mit einem Ausdruck wie “grosse existentialistische philosophische Unheimlichkeit”.
Zwischenruf II
Und endlich einmal eine Diskussion die diesen Namen verdient.
Christoph Schreuf – Wahrheit ist das, wovon Männer gern behaupten, dass es ihnen um sie geht
Äh? Arno Schmidt meets New Economy? Nach einer Zeit der Schwellenangst anziehend wie der Strudel einer Badewanne.
Ich mag die Schweizer meistens. Aber so richtig verstehen kann ich sie nur selten. Ihn verstehe ich überhaupt nicht.
Ein Text, so angenehm fremd, dass man drin verschwinden könnte.
Jetzt bleibt nur noch die Frage, warum ein Live-Bachmannpreis deutlich mehr Spass macht, als ein nachgehörter. Ist ja schließlich kein Fußballspiel.