Ungerichtet unzufrieden

11. September 2021

Ein tatsächlich freies Wochenende, was macht man jetzt damit? Das letzte ist so lange her, dass ich mich nicht mehr erinnern kann. Erst einmal (nach dem Kaffee natürlich) einkaufen vielleicht.

Ich nehme die Straßenbahn, um einmal direkt bei den Beerlovers zu gustieren, es wird wieder Zeit für das Bier des Tages. Danach kurz über den Naschmarkt mäandert, aber es ist mir zu hektisch und zu laut heute, das Frühstück in der Sonne fällt damit aus. Ich jausne ein Fischbrötchen unterwegs und gehe zu Fuß über die Favoritenstraße in Richtung nächstes Ziel. Herbstrote Blätter wirken deplatziert in diesem heißen Sommertag. Ein Knopf, um die Welt zu resetten, ist sehr verlockend, aber ich trau mich dann doch nicht. (Zudem erinnert mich der Knopf leicht sentimental an einen anderen Knopf, aus einem anderen Leben.)

Die roten Schuhe im Schaufenster der oberen Favoritenstraße verblüffen mich. Am Tag zuvor nämlich standen genau solche Schuhe vor meiner Haustür in der Parkspur, fein säuberlich nebeneinander, nicht kaputt oder schmutzig. Ob die Schuhe im Schaufenster nun dieselben oder die gleichen sind, lässt sich nicht einmal vermuten. Aber seltsam ist es allemal.

Das nächste Ziel, der Viktor-Adler-Markt, sollte eigentlich einen veritablen Wocheneinkauf an Gemüse einbringen, aber es herrscht ein Gedränge und Geschubse, dass ich gleich jegliche Lust verliere und wieder flüchte, mit nichts als ein paar Roten Rüben in der Tasche.

Bleibt noch ein Besuch im Paketshop, weil der dpd-Mann gestern wieder einmal die Klingel nicht gefunden hat. Der Paketshop liegt wie üblich weit weg von allem, ich bin für die Mittagshitze deutlich zu warm angezogen, bergauf geht es auch, und ich grantle trotz der Aussicht auf ein feines Packerl zunehmend in mich hinein. Dafür dann immerhin der Heimweg bergab.

12500 Schritte, 8,8 km.

Kaum halb zwei und schon wieder daheim. Bisschen rumgeräumt, den immer noch nicht lieferbaren Schlafzimmerkasten begrantelt, noch schnell zum Supermarkt.

Vor ein paar Tagen habe ich in meiner Begeisterung darüber, erstmals heuer wirklich gute Pfirische gekauft zu haben, ein bisschen zu viele davon gekauft. Die Lösung lautet: Kuchen!

Derweil der im Ofen ist, das Packerl ausgepackt. Gemeinsam mit den vorhandenen grauen werde ich die neuen Schätze zu Shawlography verarbeiten, so lautet zumindest der Plan. Auch wenn die Zeit bis zum 8. Oktober ziemlich lang erscheint.

Das Bier des Tages

Das Pardus Cherry Chocolate ist ein Imperial Stout von Thornbridge. Schon in der Nase beglückend die Kombination aus säuerlicher Kirsche und dunkler Schokolade, ein Glücksgefühl, das sich auf der Zunge wiederholt. Das Bitterschokoladenaroma changiert in Richtung Espresso und bleibt, angenehm fruchtig säuerlich unterstützt, lange erhalten. Die kleinperlige Kohlensäure, etwas stärker als bei üblichen Stouts, trägt die frisch-fruchtigen Noten perfekt. Wenn ich jemals ein Bad in Bier nehmen sollte, dann in diesem! Man möchte jeden Schluck im Mund herumzurollen, um der harmonischen Geschmacksvielfalt immer weiter nachzuspüren. Je nach Position auf der Zunge dominiert herrlich dunkles Bitter oder fast likörhafte Kirsche.

Laut Selbstbeschreibung der Brauerei trinkt man hier „eine „Schwarzwälder-Kirsch-Torte in der Dose“, aber für diesen Vergleich fehlt (zum Glück!) der tortendominante Schlagobers.

Zu trinken nach Mitternacht vor einem offenen Kamin, in dem das letzte Scheit noch leicht rötlich glost.


Bier-Übersicht

Zu essen gibt es das letzte Fertignudelpackerl aus den zu verbrauchenden Vorräten. Ab jetzt bin ich frei von unkulinarischen Altlasten. Im Fernsehen alles voll von 9/11 Rückblicken, 20 Jahre, denke ich, wo sind die hin? Damals, als das Telefon geläutet hat und ich auf CNN schaltete, punktgenau zum Einschlag des zweiten Flugzeugs. Zwar verblüfft und schockiert, aber ohne die geringste Ahnung, wie sehr das die Welt verändern würde. Oder hätte sie sich ohne diese Anschläge überhaupt in eine andere Richtung entwickelt? Im Rückblick erscheint dieser Moment dennoch als Ende der Unbeschwertheit.

Ich habe irgendwie genug von Vergangenheiten und Gegenwarten und flüchte in einen beruhigend realitätsfernen Hörbuchstrickabend.

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