Bild von Dorota Kudyba auf Pixabay

Traum und Wirklichkeit

9. November 2004

Das Leben auf der Erde ist vernichtet, die Säugetiere jedenfalls. Das letzte Pferd lebt in einem Bio-Dom, der einmal im Jahr von den verbleibenden Menschen besucht werden darf; von denen, die mit Geräten überleben konnten. Heute wäre es wieder einmal soweit. Wäre: Wenn nicht einer der Wärter beim letzten Vorbereitungscheck die Außentüre offen gelassen hätte. Jemand ist schon auf dem Weg dahin, um das Problem zu beheben, aber das Pferd ist schneller. Mit einem Schnauben verschwindet es durch den rot wehenden Dekontaminierungsvorhang hinaus in die staubige Landschaft. Ich sitze unter einem Olivenbaum und sehe, wie es dahertrabt; lange kann es in dieser Luft nicht überleben, denke ich. Es bleibt neben mir stehen, zupft ein paar von den spärlichen Gräsern ab, legt sich dann in den Schatten. Das hat etwas Endgültiges.

Superman fliegt in einer weiten Kurve an, um das Pferd zu retten, er landet vor uns; lange schauen er und das Pferd sich in die Augen, dann schüttelt er traurig den Kopf und fliegt wieder ab. Er hat genau wie ich verstanden, dass das Pferd keine Lust mehr hat auf sein einsames Ausstellungsdasein im Bio-Dom, denke ich.

Dann wache ich langsam auf und denke ein bisschen traurig, dass Superman ja auch schon tot ist, döse noch einmal ein und drehe eine Flugrunde über dem jetzt leeren Bio-Dom, wache wieder auf und frage mich, warum meine Träume immer wieder in solchen Endzeitszenarien spielen; trotzdem sind sie nicht beängstigend oder deprimierend, es ist mehr eine “ist einfach so”-Sicht der Dinge, die sich mein Unterbewusstsein da kultiviert hat, alles ganz normal.

Nach einem Blick auf die Nachrichten wundert mich das aber wieder nicht mehr so sehr.

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